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Wirtschaft: Angst vor Attacken aus dem Netz

Umfrage: Computerviren werden immer gefährlicher – der Terrorismus kümmert Manager kaum

Berlin - In deutschen Unternehmen wächst die Angst vor Angriffen aus dem Internet auf firmeneigene Computersysteme. Manager stufen diese Bedrohung noch höher ein als durch Wirtschaftsspionage, Produktpiraterie und Terroranschläge. Das ergab eine Umfrage des Arbeitskreises Sicherheit in der Wirtschaft (ASW), die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Bei mittelständischen Firmen gebe es beim Schutz vor solchen Attacken einen großen Nachholbedarf, sagte der ASW-Vorsitzende Thomas Menk. Die großen Konzerne seien indes meist gut gerüstet.

79 Prozent der Sicherheitsexperten rechneten mit zunehmenden Hackerangriffen, wie die ASW-Umfrage unter mehr als 200 Firmen ergab. 77 Prozent gaben an, sie fürchteten eine Zunahme von Viren, Würmern und Trojanern in den Systemen. Derzeit gehöre Internetkriminalität zu den Delikten, die die Wirtschaft am stärksten gefährdeten. Um sich davor zu schützen, will die große Mehrheit der Firmen im kommenden Jahr mehr Geld für Sicherheit ausgeben – das soll auch 2008 der Fall sein. Die ASW-Umfrage ist aber nicht repräsentativ – dass sie überhaupt zustande gekommen sei, sei angesichts des extrem sensiblen Themas schon als Erfolg zu werten, hieß es bei der ASW.

Zur ASW gehören die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft und Sicherheitsunternehmen. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 sind viele Unternehmen beim Thema Sicherheit sensibler geworden. Viele haben zusätzlich in Schutzmaßnahmen investiert – insbesondere die Exportbranche oder die Luftfahrt. Das Internet hat schon zuvor das Gefahrenpotenzial erhöht. „Seit zehn bis fünfzehn Jahren gibt es völlig neue Möglichkeiten für Angriffe auf Firmen“, sagte Menk.

Unter das Thema Sicherheit fällt für die Wirtschaft aber auch gewöhnliche Kriminalität. Delikte wie Diebstahl gehören aktuell zu den größten Gefährdungen, finden die Sicherheitsmanager. Mehr als drei Viertel von ihnen waren in den letzten zwei Jahren betroffen, jeder zweite hat etwa wegen Diebstahls Anzeige erstattet. Auch Verfehlungen der eigenen Mitarbeiter bereiten ihnen Sorge. Als wachsende Gefahr stufen sie „Zeitdiebstahl“ ein – darunter versteht die ASW privates Internet-Surfen im Büro. Daneben ist Spionage ein Thema. Menk: „Wo Werte geschaffen werden, ist die Versuchung groß, sich diese anzueignen.“

Dagegen spielt der internationale Terrorismus für die meisten Unternehmen keine Rolle. „Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass Unternehmen im Inland besonders wünschenswerte Ziele von Terroristen sind“, sagte ASW-Chef Menk. Ausgenommen sei natürlich die Strom- oder die Wasserbranche. Die befragten Manager stufen jedenfalls die Gefährdung durch Graffiti oder Vandalismus höher ein als durch Terrorismus. Die Gefährdung steige indes bei Firmen, die im Ausland tätig seien, auch in gefährlichen Regionen – dies seien meist die großen Konzerne, sagte ASW-Chef Menk.

Mit dem Schutz vor Kriminalität durch den Staat sind die Firmen unzufrieden. So halten nur 36 Prozent der Befragten die Zusammenarbeit mit Polizei und Geheimdiensten für ausreichend. Bei der vorherigen Befragung vor zwei Jahren war dieser Wert allerdings noch niedriger und lag bei 24 Prozent. Vor allem die Zusammenarbeit mit der Polizei wird besser bewertet. Weniger gut werden die Forschritte bei der Kooperation mit dem Verfassungsschutz gesehen. Viele Firmen wünschen sich außerdem bessere Informationen über die Gefährdungslage im Ausland.

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