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Wirtschaft: Angst vor dem Generationswechsel

Nachfolgeproblem kostet jedes Jahr 33500 Arbeitsplätze / Knopfhersteller Prym in 19. Generation

In 354000 deutschen Unternehmen muss in den nächsten fünf Jahren ein Nachfolger als Unternehmensführer gefunden werden. Oft geschieht dies kurzfristig und unvorbereitet. 3,4 Millionen Mitarbeiter sind davon betroffen. Dies hat das Institut für Mittelstandsforschung Bonn ermittelt.

„Der Generationswechsel ist die größte Existenzbedrohung für Familienunternehmen“, sagt Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen. „Jeder macht so eine Übergabe nur einmal im Leben.“ Gerade deshalb ist es so schwierig. Es kann nicht auf Erfahrungen zurückgegriffen werden. Heidbreder rät daher, sich früh mit der Nachfolge zu beschäftigen und Spezialisten zu Rate zu ziehen. Nach dieser Empfehlung handelt jedoch kaum ein Unternehmer. 34 Prozent aller Unternehmensübergaben erfolgen unerwartet, weil der Chef stirbt, krank wird oder in eine andere Tätigkeit wechselt. „Dies schafft Unsicherheit bei Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten“, sagt Heidbreder. Bei acht Prozent der Unternehmen klappt die Übergabe überhaupt nicht, die Unternehmen werden stillgelegt. 5900 sind das pro Jahr mit rund 33500 Mitarbeitern.

Probleme, die die William Prym GmbH & Co KG aus Stolberg bei Aachen nicht kennt. Seit dem Jahr 1530 befindet sich das Unternehmen in Familienhand, mittlerweile in der 19. Generation. Der Hersteller von Druckknöpfen, Stricknadeln und Handybauteilen mit 4000 Beschäftigten ist eines der ältesten Unternehmen überhaupt. „Hans Prym hat im Jahr 1936 eine weitsichtige Entscheidung getroffen“, sagt Bernd Nölle aus der Geschäftsführung bei Prym. Die Unternehmensverfassung wurde geändert. Fortan bestimmten nicht mehr die Gesellschafter, alle aus der Familie Prym, die Geschäftsführung, sondern ein Beirat. „Erst die Firma, dann die Familie“, ist stets der Leitspruch von Hans Prym gewesen. Die sieben Mitglieder des Beirats, die nicht aus der Familie Prym stammen, bestimmen nach rein fachlichen Kriterien die vier Geschäftsführer. „Der Name Prym reicht dafür nicht“, sagt Nölle. „Pryms müssen mindestens so gut sein wie externe Bewerber.“ Heute sitzt mit Axel Prym nur ein Prym in der Geschäftsführung, die anderen drei Geschäftsführer sind extern. Erbhöfe gibt es bei Prym nicht. Auch keinen Patriarch, der irgendwann abtritt und eine Lücke reißt. Bei den meisten Familienunternehmen sieht es anders aus. Neben der Nachfolgeregelung macht auch noch die Erbschaftssteuer Probleme. Sie betrifft die kleinen Unternehmen kaum, die mittelgroßen und großen aber schon. Die Steuer wird bei der Übergabe sofort fällig. „Eine Riesenbelastung“, sagt Brun-Hagen Hennerkes, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. „Die Eigenkapitalausstattung der meisten Unternehmen ist schlecht und so droht nicht selten die Illiquidität.“ Auf dem Jobgipfel im März hatten SPD und CDU/CSU hierzu einen Reformvorschlag erarbeitet. Die Erbschaftsteuer sollte gestundet werden. Bei der Fortführung des Unternehmens sollte sie über zehn Jahre schrittweise erlassen werden. „In jeder Hinsicht begrüßenswert“ nennt Hennerkes den Vorschlag. „Er hilft Arbeitsplätze zu sichern.“

Daniel Mohr

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