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ANLEGER Frage: An Anke Sahlen Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank

Kann Europa weiter aufholen?

Zuletzt zeigte sich eine Besserung der internen Probleme und der Konjunktur in der Eurozone. Kann Europa den Aufholprozess fortsetzen?

Die in Zusammenhang mit der Finanzkrise entstandenen Probleme des Bankensektors und der Anstieg des Finanzbedarfs der öffentlichen Haushalte haben Konstruktionsschwächen des Euro-Währungsraumes aufgedeckt. Die Gefährdung der Stabilität des Euro erforderte fiskalpolitische Konsolidierungsmaßnahmen, außergewöhnliche geldpolitische Maßnahmen der EZB und auf EU-Ebene die Einführung neuer wirtschaftspolitischer Instrumente, wie zum Beispiel des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM). Vor allem die südlichen Peripherieländer mussten schwere Anpassungslasten tragen und haben die Wirtschaft der Eurozone länger in der Rezession gehalten als andere Industrieländer.

Seit Jahresmitte zeichnet sich ab, dass das Rezessionstal auch in der Eurozone durchschritten sein sollte. Fundamentaldaten für die Entwicklungen im dritten Quartal liegen noch nicht vor. Frühindikatoren wie Geschäftsklima oder Einkaufsmanagerindizes deuten aber auf eine konjunkturelle Besserung. Das Muster, dass der Konjunkturzyklus in der Eurozone später dreht als etwa in den USA, konnte schon öfter beobachtet werden und scheint sich auch aktuell zu wiederholen. Da die belastenden Effekte der Fiskalkonsolidierung in der Eurozone nachlassen, die globale Konjunktur robust bleibt und auch der binnenwirtschaftliche Handel zunehmen sollte, bleiben wir bei unserer Einschätzung für einen günstigen Wirtschaftsausblick und ein positives Aktienmarktumfeld.

Atmosphärische Störungen gab es zuletzt von den festgefahrenen Budgetverhandlungen in USA. Die damit zusammenhängenden Unsicherheiten belasten, und über die teilweise Schließung von Verwaltungseinheiten muss man zunehmend auch mit Auswirkungen auf die Realwirtschaft rechnen. Wenn die beiden Parteien bereit sind, aufeinander zuzugehen, dürften stärkere negative Wirkungen für die globale Konjunktur vermieden werden. Europäische Aktien sollten in diesem Umfeld weiter aufholen können. Wir halten sie gemessen am Kurs- Gewinn-Verhältnis im historischen Vergleich nach wie vor für günstig bewertet.

Neben der im Vergleich zu anderen Ländern verzögerten konjunkturellen Besserung wurden die inländischen Märkte durch mangelndes Vertrauen in den Zusammenhalt in der Eurozone und die Stabilität des Euro zurückgehalten. Die Kapitalflüsse deuten darauf hin, dass ein Boden gefunden sein sollte, Vertrauen zurückkehrt und inzwischen auch wieder Zuflüsse stattfinden.

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An Anke Sahlen

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