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ANLEGER Frage: an Björn Jesch Chefinvestmentstratege für Privatkunden der Deutschen Bank

USA: Risiken absichern

Im ersten Halbjahr hat der Dax 6,7 Prozent zugelegt. Wenden sich die Märkte nach der Entspannung in Griechenland nun der Schuldenkrise in den USA zu? Wie geht es bis zum Jahresende am Aktienmarkt weiter?

Die erfreuliche Entwicklung des Dax ist vor allem Spiegelbild der überaus robusten Konjunktur in Deutschland. Die Unternehmen haben hier in den letzten Jahren ihre Wettbewerbsfähigkeit konsequent verbessert. Das macht sich auch in steigenden Aktienkursen bemerkbar.

Gleichwohl halten die Schuldenkrise und die Probleme in Griechenland die Finanz- und Aktienmärkte weiterhin in Atem. Mit der Verabschiedung der Sparmaßnahmen durch das griechische Parlament und der Freigabe der Finanzierungshilfen bis 2014 durch die Troika EU, EZB und IWF ist der Krise zunächst die Spitze genommen worden. Nach wie vor müssen aber mit Blick auf Griechenland viele wichtige Details geklärt werden, wie zum Beispiel die Beteiligung des privaten Sektors. Das Thema dürfte deshalb die Finanzmärkte in den kommenden Monaten weiter bewegen – wenn auch mit unterschiedlicher Intensität.

Vor diesem Hintergrund wird der Blick wieder stärker auf die Situation in den USA gelenkt, wo bereits im Mai die Schuldenobergrenze von 14,3 Billionen US-Dollar erreicht wurde. US-Finanzminister Geithner hat darauf hingewiesen, dass durch außergewöhnliche Maßnahmen – wie einem Einzahlungsstopp beim Beamtenpensionsfonds – ein drohender Zahlungsausfall bis zum 2. August verhindert werden kann. Bis dahin muss der Senat die Anhebung der Schuldenobergrenze verabschieden. Bislang besteht darüber jedoch kein politischer Konsens, da die Republikaner den Zeitdruck nutzen möchten, um in den Verhandlungen zusätzliche Budgeteinsparungen durchzusetzen. Trotz der politischen Kontroverse gehen wir aber davon aus, dass die US-Regierung bis Anfang August eine Einigung erzielen kann.

Politische Prozesse unterliegen eigenen Gesetzmäßigkeiten, für die die Finanzmärkte nicht immer Geduld aufbringen. Daher können Kursschwankungen in den kommenden Wochen nicht ausgeschlossen werden und es scheint angemessen, sich dagegen abzusichern. Wir gehen aber davon aus, dass die Politik rationale Lösungen finden wird. Bis zum Jahresende sollten sich daher Fundamentaldaten wie das positive wirtschaftliche Umfeld und das robuste Gewinnwachstum wieder stärker in den Kursbewegungen an den Aktienmärkten bemerkbar machen.

Selektivität bleibt aber ein Schlüsselwort. Auf regionaler Ebene sind Anteilsscheine aus den USA, Deutschland und den asiatischen Emerging Markets zu favorisieren. Auf Sektorenebene räumen wir Technologie- und Energiewerten ebenfalls gute Kurschancen ein. Den Dax erwarten wir auf Sicht von zwölf Monaten bei 8050 Punkten.

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an Björn Jesch

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