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ANLEGER Frage: an Malte Diesselhorst Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz

Kann Deutschland Gold verkaufen?

Deutschland besitzt tausende Tonnen Gold als Währungsreserve. Könnte man, um Zinsen zu sparen, einen Teil dieses Goldes nicht zur Rückzahlung der Staatsschulden einsetzen?

Ein Goldschatz wie aus dem Märchenbuch, etwa 3400 Tonnen, nur die USA verfügen über eine höhere Goldreserve als Deutschland. Und weil das Gold heute nicht mehr dazu dient, die Währung mit einem realen Wert zu unterlegen, könnte ein Teil davon tatsächlich zur Entschuldung verkauft werden. Den Vorschlag gab es auch in der Vergangenheit schon. Die Bundesbank stellte solche Überlegungen 2004 an.

Doch angesichts des Schuldenberges von über 2000 Milliarden Euro wäre mit dem Gold nur ein recht bescheidener Abbau möglich gewesen: der Gesamtwert der Goldreserve liegt heute bei gut 140 Milliarden. Dieser Wert hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Die Goldbestände im Jahre 2004 zurückzufahren, wie es die Bundesbank damals überlegte, wäre also aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen. Das gilt umso mehr, weil die Zinsen, die Deutschland in den letzten Jahren für die hohen Schulden zahlte, historisch niedrig lagen. Auch unter diesem Gesichtspunkt wäre die Entlastung aus dem Verkauf eines Teils des Goldes gering gewesen, während die Wertsteigerungen in den letzten Jahren erheblich waren und sich in Krisenzeiten fortsetzen könnten.

Einkalkulieren sollte man auch, dass der Verkauf eines Teils der Goldreserve die Goldpreise weltweit erheblich beeinflussen würde. Dem Erlös aus dem Verkauf stünde ein Wertverlust des verbleibenden Goldes gegenüber. Und der Wertverlust würde nicht nur die deutsche Goldreserve, sondern auch andere Staaten und viele private Anleger treffen, die in den letzten Jahren auf Gold zur Krisenabsicherung gesetzt haben. Deshalb hat sich Deutschland international verpflichtet, nicht mehr als 400 Tonnen Gold im Jahr auf den Markt zu bringen.

Doch neben wirtschaftlichen Fragen spielen sicher auch politische Überlegungen eine Rolle. Das Signal, das von einem Verkauf eines Teils der Goldreserve ausginge, könnte negative Folgen haben, die durch die Vorteile der Entschuldung kaum aufgewogen würden. Gerade in Zeiten der Krise wirkt der Goldschatz vertrauensbildend und beruhigend. Deshalb ist es auch nicht überraschend, dass in den letzten Wochen viel darüber zu lesen ist, ob der zu großen Teil im Ausland lagernde Bestand zurückgeholt werden sollte und ob die Barren ausreichend oft nachgezählt wurden. Selbst die Rückkehr zum Goldstandard wird von manchen ins Gespräch gebracht. Gold weckt eben Phantasie.

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an Malte Diesselhorst

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