zum Hauptinhalt

ANLEGER Frage: an Oliver Borgis Leiter der Vermögensverwaltung der Weberbank

Staatsanleihen nur noch für Zocker?

Das Vertrauen in die Solidität von Staatsanleihen schwindet, in der Schuldenkrise sind sie für viele Anleger zum Verlustbringer geworden. Im Gegenzug sind die Renditen der Anleihen zahlungskräftiger Staaten abgestürzt. Sind Staatsanleihen nur noch etwas für Zocker?

Italien und Spanien tragen noch ein A-Rating, aber werden bereits mit Risikoaufschlägen bewertet, wie sie bei Griechenland erst angesetzt wurden, als das Land bereits vor der Rating-Herabstufung in den spekulativen BB-Bereich stand. Selbst Frankreich, das noch ein AAA-Rating aufweist, muss höhere Zinsen bieten als viele Unternehmensanleihen. Nach den Erfahrungen mit Griechenland strafen die Anleger brutaler ab denn je, um den Ratingagenturen diesmal voraus zu sein. So kommt es zu Kursverlusten von bis zu 20 Prozent bei lang laufenden Anleihen großer Industrienationen. Und das, obwohl die Europäische Zentralbank in die Marktkräfte eingreift und massiv Staatsanleihen aufkauft.

Selbst die gesuchten Anleihen der AAA-Euro-Staaten sind auf ihre Art spekulativ geworden. Sie tragen derart hohe Sicherheitsprämien, dass für den Fall eines Abflauens der Verschuldungskrise in Europa mit einem Kursverfall gerechnet werden muss. Eine Investition in Staatsanleihen trägt in der Tat derzeit spekulative Züge: Bekommt Europa seine Schuldenkrise in den Griff, werden Anleihen aus der Peripherie die Gewinner und deutsche Anleihen die Verlierer sein. Zerbricht die Währungsunion, kommt es genau andersherum. Ufert die Verschuldung weiter aus, und die starken Länder lassen sich noch tiefer in die Mithaftung ziehen, können alle verlieren.

Wesentlich nachhaltiger erscheint da ein Investment, das von Gesetz wegen mit realen Werten abgesichert ist und keine Rettungsschirme für andere Schuldner aufspannen wird. Der gute, alte Pfandbrief weist zwar geringere Renditen auf als beispielsweise Österreich, entwickelt sich aber wesentlich stabiler. Wer belastete Staatsanleihen in seinem Depot hat, sollte sich fragen, ob er darauf setzen möchte, dass die jeweilige Regierung das Vertrauen der Finanzmärkte in Zukunft wiedererlangen kann und die Schuldenkrise in Europa gelöst wird. Er muss damit rechnen, dass die Kurse seiner Anleihen schwanken wie sonst nur Aktien und sollte diese daher auf einen überschaubaren Teil seines Gesamtvermögens begrenzen.

Die Gewinnmitnahme bei Bundesanleihen und der Tausch in höher rentierliche Pfandbriefe fallen da schon leichter und sind für Restlaufzeiten ab einem Jahr auch nach Transaktionskosten noch sinnvoll.

– Haben Sie auch eine Frage?

 Dann schreiben Sie uns:

E-Mail:

Redaktion.Geld@tagesspiegel.de

Postanschrift: Verlag Der Tagesspiegel,

Redaktion Geld, 10876 Berlin

an Oliver Borgis

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false