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ANLEGER Frage: An Oliver Borgis Leiter der Vermögensverwaltung der Weberbank

Was bringt die Hilfe der EZB?

Die Europäische Zentralbank (EZB) will wieder am Anleihenmarkt intervenieren, der Euro hat sich zuletzt deutlich erholt. Die amerikanische Notenbank könnte nun zu einer dritten geldpolitischen Lockerung in großem Stil bereit sein. Wie würde sich beides auf das Euro-Dollar-Verhältnis auswirken? Und was hätten deutsche Anleger davon?

Wenn eine Notenbank Anleihen kauft, erhöht dies zunächst die umlaufende Geldmenge. Und eine wachsende Angebotsmenge drückt meist auf den Preis. So ist es auch nicht überraschend, dass der Euro bei der ersten Anleihenkaufrunde der EZB von August 2011 bis Januar 2012 gegenüber dem US-Dollar rund zehn Prozent verlor. Da noch nicht klar ist, ob die frischen Euro, mit denen die EZB die Anleihen kaufen wird, woanders abgeschöpft werden, ist der zu erwartende Effekt unsicher. Zudem spielen viele Faktoren eine Rolle.

So kam es in den letzten Tagen trotz angekündigtem Angebotsdruck zu einer Aufwertung des Euro, weil die Absicht der Zentralbank viele Anleger zuversichtlicher für den Krisen- und Konjunkturverlauf stimmte. Auch wenn die EZB die Schuldenprobleme nicht lösen kann, so kann sie den Staaten doch etwas Zeit zum Luftholen verschaffen. Bislang waren derartige Interventionen allerdings in der Tat nur vorübergehend erfolgreich. Mehr nachhaltigen Erfolg dürfte der Markt der US–Notenbank Fed zubilligen, die in Sachen Liquiditätsflutung stotternder Märkte mehr Erfahrung hat und zudem die bessere konjunkturelle Ausgangslage vorfindet. Somit könnte die Erholung des Euro eine vorübergehende bleiben und sogar ein jähes Ende finden, falls die Fed tatsächlich loslegt.

Das alles aber bleibt höchst unsicher. Die EZB wird mindestens noch einige Wochen warten; es gibt noch viel zu klären. Sie wird zudem nur beginnen, wenn die betroffenen Staaten tatsächlich das geforderte Hilfeersuchen bei den Rettungsschirmen einreichen und damit dessen Auflagen akzeptieren. Das ist noch nicht absehbar, aber wahrscheinlich. Ein drittes Anleihenkaufprogramm der US-Notenbank ist dagegen noch völlig unsicher.

Haben die Notenbanken Erfolg, so profitieren deutsche Anleger von weltweit stabileren Aktienkursen. Andererseits sind langfristige Inflationsrisiken infolge der laxen Geldpolitik in der Krise nicht zu bestreiten. Wer gar den Zerfall der Währungsunion befürchtet, der kann mit der Flucht in Fremdwährungen einen Fehler machen. Denn was man in diesem Fall besitzen sollte, ist die Nachfolgewährung Deutschlands. Welche auch immer das sein wird, sie dürfte sofort aufwerten und jede vorherige Dollaraufwertung überkompensieren.

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An Oliver Borgis

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