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Demonstranten wenden sich immer wieder gegen die Praxis - etwa der Deutschen Bank - Anlageprodukte anzubieten, in denen es auch Nahrungsmittelspekulation geht.

© dpa

Anleger-Frage: Darf man auf den Sojapreis wetten?

Claus-Günther Richardt leitet den Bereich Vermögensanlagen bei der Berliner Sparkasse. Für den Tagesspiegel beschäftigt er sich diesmal mit Nahrungsmittelspekulation.

Die Deutsche Bank und andere Institute wollen trotz öffentlicher Kritik weiterhin Finanzprodukte verkaufen, mit denen man auf die Preise von Nahrungsmittel-Rohstoffen wetten kann. Sollte man sich in diesem Bereich als Privatanleger aus moralischen Gründen zurückhalten? Gibt es unbedenkliche Möglichkeiten, sich auf diesen Märkten als Anleger zu engagieren?

Vorweg: Die Frage, ob man sich als Privatanleger aus moralischen Gründen bei Investitionen in Nahrungsmittel-Rohstoffe zurückhalten sollte, muss jeder für sich selbst beantworten. Tatsächlich ist ein direkter Zusammenhang zwischen Spekulationsgeschäften an den Rohstoffterminmärkten und steigenden Preisen für Lebensmittel bislang nicht eindeutig nachgewiesen. So zeigen Studienergebnisse der Universität Halle vom Dezember vergangenen Jahres, dass Spekulationsgeschäfte weder die Preise für Agrarrohstoffe noch deren Schwankungen erhöhen. Das sehen vor allem Verbraucherschutzorganisationen wie Foodwatch aber ganz anders. Im Zuge stark steigender Preise für Weizen, Soja und Mais werfen sie den Akteuren an den Terminmärkten vor, mit ihren Spekulationsgeschäften die Preise in die Höhe zu treiben. Sie berufen sich auf Studien der UN-Organisation für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD), die belegen, dass die Preise der Nahrungsmittel immer häufiger von dem Preis abweichen, welcher durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. In die Reihen der Kritiker gesellt sich mittlerweile auch die Politik. Fraktionsübergreifend stößt die Spekulation mit Agrargütern auf Unverständnis.

Ein gesetzliches Verbot der Spekulation mit Lebensmitteln würde den Hunger in der Welt sicherlich nicht besiegen. Ganz bestimmt würde eine Restriktion des Waren-Terminhandels den Agrar-Produzenten eher schaden als nützen. Aber wenn schon die Gelehrten sich streiten, wie soll man sich dann als Anleger ethisch korrekt verhalten? Wir bei der Berliner Sparkasse haben deshalb die Konsequenzen gezogen: Da wir negative Folgen durch den Handel mit solchen Finanzinstrumenten nicht mit Sicherheit ausschließen können, bieten wir derartige Produkte nicht mehr an. Was nicht heißt, dass Rohstoffe per se als Investment ausfallen. Ganz im Gegenteil: Ab gewissen Anlagevermögen ist eine Beimischung von Rohstoffen ein sinnvoller Baustein zur Risikostreuung im Depot.

Dabei empfehle ich aber die klassischen Grundstoffe wie Öl, Gas, Metalle oder ähnliche. Hier stehen dem Anleger diverse gut gemanagte Investmentfonds wie auch kostengünstige ETF (exchange traded funds) oder ETC (exchange traded commodities) zur Auswahl.

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Postanschrift: Verlag Der Tagesspiegel,

Redaktion Geld, 10876 Berlin

Claus-Günther Richardt

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