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ANLEGER Frage: an Peter Lischke Geschäftsführer Verbraucherzentrale Berlin

Was bringt der Inflationsschutz? 

Die Inflationsgefahr wächst und die Zinsen könnten weiter steigen. Das macht den Einstieg in Staatsanleihen zur Zeit wenig attraktiv. Viele Staaten bieten Anleihen mit Inflationsschutz an. Was taugen diese Papiere und worauf muss ich achten?  

Experten raten oft zu Anleihen mit eingebautem Inflationsschutz. Sie werden auch „Inflation Linked Bonds“ oder kurz: Linker genannt. Hier bekommen Anleger zwar nur einen vergleichsweise niedrigen Zinskupon. Dafür wird dieser genauso wie die Rückzahlungsbeträge regelmäßig an die Inflationsrate angepasst.

Allerdings – und das ist letztendlich der Pferdefuß bei diesen Angeboten – zeigt sich erst im Nachhinein, ob Anleger mit diesen Papieren wirklich besser bedient sind als mit regulären Anleihen. Entscheidend ist, wie sich die Inflationsrate tatsächlich entwickelt – und das kann niemand sicher vorhersagen.

Hier ein Beispiel: Der Bund hat vor einiger Zeit eine mit 1,5 Prozent verzinste, inflationsindexierte Anleihe mit einer Laufzeit bis April 2016 (ISIN: DE 00010305000) aufgelegt. Anleger bekommen eine Verzinsung von 1,5 Prozent pro Jahr – multipliziert mit der Inflationsrate. Liegt die Inflationsrate bei zwei Prozent, erzielen Anleger bei einem aktuellen Anleihekurs von 101 Prozent eine Durchschnittsrendite von 1,6 Prozent. Klettert die Inflation auf vier Prozent, wächst die Rendite auf 1,83 Prozent. Auch die Rückzahlung ist inflationsgeschützt: Liegt die Inflationsrate in den nächsten Jahren bei drei Prozent, würden Anleger im Jahr 2016 je 100 Euro 134,7 Euro zurückbekommen (Berechnungen der Stiftung Warentest).

Bei den inflationsgesicherten Anleihen, die zum Teil auch als Bankenanleihen angeboten werden, ist also auf zweierlei zu achten:

Zum einen ist die Kreditwürdigkeit des Emittenten nicht ganz unwichtig, vor allem ganz aktuell bei einer Reihe von Staaten. Zu fragen ist auch nach dem tatsächlichen Inflationsschutz und zwar sowohl bei der jährlichen Zinszahlung und auch bei der Rückzahlung. Manche Emittenten, insbesondere bei Bankanleihen, zahlen nur den Nennwert zurück, so dass sich die jährlichen Zinszahlungen zwar der Inflationsentwicklung anpassen, die Rückzahlung aber ohne Inflationsschutz erfolgt.

Die größte Unsicherheit bleibt aber die Frage, wie sich die Inflationsrate in den nächsten Jahren tatsächlich entwickeln wird. Kommt es zu einem deutlichen Inflationsanstieg, also um die vier bis fünf Prozent, kann solch eine Anleihe durchaus sinnvoll sein; kommt es eher zu einem moderaten Anstieg um die ein bis zwei Prozent, kann eine festverzinsliche Anlage, etwa ein Bundesschatzbrief Typ A, der aktuell eine Rendite von 2,17 Prozent bringt, die sinnvollere Anlageform sein. Zumindest kann dann genau mit einem konkreten Ertrag gerechnet werden. Jeder Anleger ist gut beraten, sich die Bedingungen dieser Anleihen und ihre Ausgestaltung genau anzuschauen.

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an Peter Lischke

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