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Anlegerfrage: USA bleiben eine gute Anlage

Helmut Kaiser, Chefinvestmentstratege für Privatkunden der Deutschen Bank, antwortet auf Leserfragen. Diesmal: Wie groß ist die Gefahr, dass der Dollar und die US-Leitbörsen unter Druck geraten?

Die Schuldenkrise hat die europäischen Devisen- und Aktienmärkte in Turbulenzen gestürzt. Inzwischen hat sich die Lage wieder etwas beruhigt. Manche Beobachter sehen das eigentliche Schuldenproblem in den USA. Wie groß ist die Gefahr, dass der Dollar und die US-Leitbörsen unter Druck geraten?

Die Stabilisierung der Finanzmarktkrise und die erforderlichen Konjunkturprogramme haben die Defizite der öffentlichen Haushalte in den meisten Industrieländern besorgniserregend in die Höhe schnellen lassen. In den USA haben die verschiedenen Ausgabenprogramme den Schuldenstand im Jahr 2009 auf 53 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) anschwellen lassen. Bis 2012 wird mit einem Anstieg auf 70 Prozent des BIP gerechnet. Die Zahlen fallen noch höher aus, wenn auch Pensionsverpflichtungen und demographische Trends berücksichtigt werden.

Eine Trendwende ist derzeit nicht erkennbar. Im Gegenteil. Seit dem Auslaufen des steuerlichen Anreizprogramms für den Erwerb von Wohneigentum schwächt sich der US-Wohnimmobilienmarkt wieder ab. Offensichtlich besteht nach wie vor ein Angebotsüberhang, der abgebaut werden muss und noch längere Zeit die Konjunktur belastet. Der Aufschwung scheint daher noch sehr verletzbar. Eine Reihe von namhaften Konjunkturexperten fordern weitere Stimulierungs- und Ausgabenprogramme.

Droht damit den USA sogar langfristig eine Herabstufung ihres Kreditratings wie einigen europäischen Ländern? Wir halten dies für sehr unwahrscheinlich.

Allein durch die schiere Größe ihrer Binnenwirtschaft verfügen die USA sowohl bei Aktien als auch bei Renten über den größten und differenziertesten Kapitalmarkt. Wegen des größeren Anteils junger Bevölkerungsgruppen ist der demographische Trend deutlich günstiger als in anderen Industrieländern. Dank eines soliden Kapitalstocks, hoher Produktivität und Flexibilität und nicht zuletzt dank des hohen technologischen Fortschritts liegt das Potenzialwachstum für die USA höher als anderswo. Die amerikanische Volkswirtschaft verfügt über einen einheitlichen Währungsraum mit flexibler Währung. Finanzministerium und Notenbank arbeiten eng zusammen, sodass eine exzellente Abstimmung der wirtschaftspolitischen Maßnahmen erfolgen kann.

Als mögliche Achillesferse wird häufig die Tatsache genannt, dass etwa 50 Prozent der US-Staatsanleihen im Ausland gehalten werden. Dabei handelt es sich aber im Wesentlichen um Positionen, die bei ausländischen – vor allem asiatischen – Zentralbanken liegen. Zentralbanken sind aber in der Regel eine eher langfristig und auf Stabilität orientierte Anlegergruppe, die kaum ein Interesse hat, zugunsten kurzfristiger Renditevorteile Verwerfungen an den Finanzmärkten in Kauf zu nehmen. Die von dieser Seite ausgehenden Risiken scheinen daher gering, zumal auch Alternativanlagen in anderen Regionen der Welt mit ähnlichen Problemen behaftet und in der Regel weniger liquide sind.

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