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Reine Nervensache. Börsianer in aller Welt sind in diesen Tagen hin- und hergerissen zwischen Skepsis und Optimismus. Die Berichtssaison ist gut angelaufen, aber die besseren Prognosen der Unternehmen sind in den meisten Kursen schon verarbeitet. Foto: dpa

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Anlegertipp: Von Unternehmenserfolgen profitieren

Seit Montag läuft die Berichtsaison, in der die Unternehmen weltweit ihre Geschäftszahlen präsentieren. Die Prognosen sind glänzend: Wie Anleger davon profitieren.

Das zweite Quartal ist gut gelaufen und die Hoffnung der Anleger auf entsprechende Kurssprünge scheint sich bislang zu erfüllen. Angetrieben von den guten Zahlen des amerikanischen Aluminiumherstellers Alcoa legte der Dax kräftig zu. Am Mittwoch sorgten die Erfolge des Chipkonzerns Intel zunächst für einen weiteren Schub – bevor Gewinnmitnahmen die Kurse drückten. „Intel wird die Stimmung verbessern und die Kurse weiter steigen lassen“, jubelte James Hughes, Analyst von CMC Markets in London, über das Ergebnis des Konzerns.

Traditionell wird die Berichtsaison in den USA eröffnet und schwappt erst nach und nach über den Atlantik. In der übernächsten Woche legen die ersten Dax-Schwergewichte wie Daimler, SAP oder Bayer ihre Zahlen vor. Der erste Aufschwung an der Börse könnte dann bereits verpuffen, denn besonders die ersten Unternehmensberichte sorgen für Aufsehen. „Ein direkter Effekt auf die Börse erfolgt nur in den ersten Wochen der Berichtsaison“, erklärt Lutz Röhmeyer, Fondsmanager der Landesbank Berlin (LBB). Danach lasse das Interesse der Börsianer nach.

Die Aussichten sind glänzend: Amerikanische Analysten gehen davon aus, dass die 500 größten, börsennotierten Unternehmen in den USA, die im S&P 500-Index gelistet sind, ihre Gewinne im zweiten Quartal durchschnittlich um 33,7 Prozent zum Vorjahresquartal gesteigert haben. Das ist der höchste je gemessene Zuwachs der Konsensschätzungen in einem Quartal.

Auch hierzulande rechnet man mit satten Unternehmensgewinnen. „Die deutschen Konzerne werden gute Zahlen berichten, auch weil sie überproportional in den Schwellenländern vertreten sind“, erklärt Chris-Oliver Schickentanz, Börsenexperte der Commerzbank. BMW hat diese These bereits belegt und vor allem wegen der steigenden Nachfrage in China seine Gewinnprognose angehoben.

Allerdings dürften sich die freudigen Erwartungen und die ebenfalls ordentlichen Gewinnsteigerungen im ersten Quartal in vielen Aktienkursen bereits widerspiegeln. Das bestätigt Schickentanz. „Die Unternehmen haben zuletzt die Erwartungen der Analysten so stark übertroffen wie selten zuvor.“ Deshalb seien von den aktuellen Quartalszahlen keine allzu großen Kurssprünge mehr zu erwarten. Wie sollten sich Aktienbesitzer jetzt verhalten?

GEWINNE MITNEHMEN

LBB-Experte Röhmeyer rät zur Genügsamkeit. „Wir erleben gerade an den Märkten eine Seitwärtsphase, bei der immer wieder Kursrückschläge kommen können.“ Deshalb sollten sich Anleger schon mit kleinen Gewinnen zufrieden geben, statt auf anhaltende Trends und stets ansteigende Kurse zu bauen. Diesen Tipp scheinen am Mittwoch bereits zahlreiche deutsche Aktienbesitzer beherzigt zu haben. Der Dax drehte nach anfänglich gutem Start bis zum Nachmittag ins Minus, was Aktienhändler vor allem mit Gewinnmitnahmen erklärten.

AUF DEN AUSBLICK ACHTEN

Bei den Berichten der Unternehmen geht es nicht nur um den Blick zurück, sondern auch um den Ausblick auf künftige Geschäfte. Den sollten Anleger dieses Mal besonders beachten, denn er ist für die Kursentwicklung aufschlussreicher als die bereits eingepreisten Erfolge. Die Experten erwarten einen eher skeptischen Blick in die Zukunft. „Ich rechne mit wenig euphorischen Ausblicken bei den deutschen Konzernen, weil es derzeit viele offene Fragen gibt“, sagt Schickentanz und begründet das vor allem mit den Sparpaketen, die gerade in vielen europäischen Staaten geschnürt werden. „Die Sparprogramme belasten die künftigen Unternehmensgewinne eins zu eins“, bestätigt Röhmeyer.

AUF DIE RICHTIGE BRANCHE SETZEN

Allerdings unterscheiden sich die Konsequenzen je nach Branche. So geht die LBB davon aus, dass besonders Pharmaunternehmen von den öffentlichen Einschnitten betroffen sein werden. Auch die Aussichten der Banken seien wegen der Eurokrise sehr unsicher. Großes Wachstumspotenzial sehen die Berliner Experten dagegen bei Technologiewerten oder Rohstoffunternehmen, die häufig noch niedrig bewertet seien. „Wer sich geschickt anstellt, kann in diesen Segmenten einen BMW zum Preis eines VW erwerben“, betont Röhmeyer.

Insgesamt schätzen die Analysten, dass der Dax seine Pendelbewegung um die Marke 6000 in den nächsten Wochen fortsetzen wird. Erst danach soll er wieder steigen. Auf 7700 in einem Jahr, schätzt die DZ-Bank.

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