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Anstieg gedämpft: NRW kappt Preiserhöhung von RWE

NRW-Wirtschaftsministerin Thoben hat geplante Preiserhöhungen des Energieriesen RWE in zum Teil deutlich geringerem Umfang genehmigt. Auch in Berlin soll zum Jahresbeginn erhöht werden.

Düsseldorf/Berlin - Strom und Gas werden für Millionen privater Haushalte zu Jahresbeginn erneut teurer. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen steigen vielerorts die Strompreise, allerdings zumeist nicht so stark wie von den Energieunternehmen gefordert. Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) genehmigte dem Stromriesen RWE am Dienstag Tariferhöhungen für Haushaltskunden und kleine Gewerbebetriebe in einem deutlich geringeren Umfang als beantragt.

In Berlin kündigte unterdessen Deutschlands größter kommunaler Gasversorger Gasag zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten Preiserhöhungen an. Vom 1. Januar an müssten Privatkunden zwischen acht und zwölf Prozent mehr zahlen. Auch die Preise der Erdgas Mark Brandenburg GmbH (EMB) steigen erneut. Drei Monate nach der jüngsten Gaspreiserhöhung wird vom 1. Januar an Gas zwischen acht und elf Prozent teurer, teilte das Unternehmen in Potsdam mit. Die Unternehmen begründeten dies übereinstimmend mit gestiegenen Importpreisen.

Die RWE-Töchter Westfalen-Weser-Ems und Rhein-Ruhr dürfen die Strompreise für Haushaltskunden und kleine Gewerbebetriebe in Nordrhein-Westfalen um 0,65 Cent pro Kilowattstunde zuzüglich Mehrwertsteuer erhöhen. Damit hat Thoben die von RWE beantragte Preiserhöhung um ein Viertel gekürzt. Ein Vier-Personen-Haushalt muss mit Mehrkosten von netto 22,75 Euro im Jahr rechnen. Das sei ein Anstieg von weniger als vier Prozent, berichtete das Ministerium.

RWE versorgt nach Ministeriumsangaben rund 3 Millionen der 8,4 Millionen Haushalte in NRW mit Strom. Dem Wirtschaftsministerium wurden 106 Anträge zu Strompreisen vorgelegt, von denen bisher 89 bearbeitet sind, erläuterte ein Sprecher. Mit 49 Anträgen sei mehr als die Hälfte der bearbeiteten Fälle gekürzt worden. Im Durchschnitt betrage die Kürzung ein gutes Fünftel, in der Spitze 60 Prozent. Bei den übrigen 40 Anträgen sei der Strompreis ohne Abstriche genehmigt worden. Die Antragsteller begründeten die Anhebungen mit gestiegenen Bezugskosten. Die durchschnittliche Preiserhöhung betrage 3,56 Prozent gegenüber 4,9 Prozent für 2005.

Die Preiserhöhung der Gasag bedeutet nach Angaben des Unternehmens für einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden Gas im Jahr rund zehn Euro Mehrkosten im Monat. Die Verbraucherzentrale kritisierte die Erhöhung und empfahl Gasag- Kunden, die erhöhten Beträge nur unter Vorbehalt zu zahlen. Erst Anfang Oktober hatte die Gasag ihre Preise um durchschnittlich 10,9 Prozent erhöht. Dagegen haben mehr als 40 Gasag-Kunden beim Landgericht Berlin Klage eingereicht. Wie lange das Verfahren dauern werde, sei noch nicht abzusehen, sagte Bernd Ruschinzik von der Verbraucherzentrale Berlin.

Die Gasag werde im Januar ihre Preiskalkulation offen legen, kündigte Gasag-Sprecher Klaus Haschker an. Nach Angaben der Senatsverwaltung für Wirtschaft ist dann auch ein Gespräch zwischen Gasag und dem Landeskartellamt geplant. «Das Kartellamt wird auch die neuerliche Preiserhöhung sehr genau prüfen», sagte eine Sprecherin der Senatsverwaltung. (tso/dpa)

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