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 Vodafone-Chef Vittorio Colao baut das Unternehmen um.

© Reuters

Anteil an Verizon Wireless verkauft: Vodafone macht Kasse

Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone steigt aus dem US-Markt aus und erhält für seinen Anteil an Verizon Wireless 130 Milliarden Dollar. Das Geschäft ist eines der Superlative - und könnte, wenn es nach Vodafone geht, auch für die Telekom auf dem deutschen Markt gefährlich werden.

Es ist der x-te Versuch – aber diesmal klappt es. Der britische Vodafone-Konzern trennt sich von seinem Anteil am US-Mobilfunkunternehmen Verizon Wireless. Der Mutterkonzern Verizon will für den 45-prozentigen Anteil am größten amerikanischen Mobilfunkanbieter rund 130 Milliarden Dollar (98,5 Milliarden Euro) bezahlen – teils in bar, teils in Aktien. Das teilten beide Unternehmen am frühen Montagabend mit. Damit ist dies eines der teuersten Geschäfte aller Zeiten. Es soll so abgewickelt werden, dass Vodafone möglichst wenig Steuern zahlen muss.

Die Investoren zeigten sich begeistert von dem Vorhaben. Vodafone-Aktien waren im Laufe des Montags in London um mehr als vier Prozent gestiegen und damit so teuer wie zuletzt Ende April 2001.

Mit dem Verkauf seines US-Geschäfts trennt sich Vodafone von einem seiner wertvollsten Konzernteile. Beide Seiten waren im Grunde mit der seit 1999 bestehenden Verbindung unzufrieden. Vodafone wollte mehr Mitsprache in dem Gemeinschaftsunternehmen und vor allem Zugriff auf die vollen Kassen. Gegen beides wehrte sich Verizon aber stets. Jahrelang musste Vodafone darum kämpfen, dass eine Dividende für das sehr profitable Mobilfunkgeschäft ausgeschüttet wurde. Aber die war dann eben auch sehr attraktiv für die Briten. Zuletzt kam mehr als die Hälfte des operativen Gewinns bei Vodafone von Verizon Wireless.

Vodafone will seine Geschäfte kontrollieren

Doch nun schlägt Vodafone-Chef Vittorio Colao eine andere Richtung ein und konzentriert sich auf Aktivitäten, in denen Vodafone tatsächlich die Kontrolle über die Geschäfte hat. Beobachter halten es jetzt auch für einen günstigen Zeitpunkt, sich aus den USA zu verabschieden. Die Konkurrenz durch die Telekom-Tochter T-Mobile US und den Anbieter Sprint wächst und macht den beiden Marktführern Verizon Wireless und AT&T das Leben schwerer.

Der größte Mobilfunkanbieter der Welt - nach Kundenzahl und Umsatz - ist China mobile.
Die größten Mobilfunkanbieter der Welt.

© Fabian Bartel

Was hat Vodafone mit den erwarteten 130 Milliarden Dollar vor? Die Briten kündigten an, 84 Milliarden Dollar an die eigenen Aktionäre auszuschütten. Weitere Milliarden sollen zum Schuldenabbau und für Investitionen genutzt werden. Auch Katja Ruud vom US-Marktforscher Gartner geht davon aus, dass Vodafone das Geld in neue Märkte, in das IT-Geschäft mit Firmenkunden und in den Netzausbau investieren wird. „Beim Ausbau der Breitbandnetze in Deutschland gibt es noch erheblichen Nachholbedarf“, sagt Markus Friebel von Independent Research. Der Geldbedarf sei extrem hoch. „Am Ende könnte Vodafone dann die Deutsche Telekom mit dem besten Netz ablösen.“ Mit einem stärkeren Netz könne Vodafone sich dann auch neue Erlösquellen erschließen, wie zum Beispiel das vernetzte Zuhause oder das bisher schwache TV-Geschäft ausbauen. Und Vodafone könnte – ähnlich wie die Telekom – alles aus einer Hand anbieten: Telefon, Internet und Fernsehen. „Immer mehr Kunden sind an solchen Gesamtpaketen interessiert“, sagt Friebel.

Der Konzernumbau hat längst begonnen

Vodafone hat mit dem Konzernumbau längst begonnen. Die Briten haben sich unter anderem von ihrem Anteil am zweitgrößten französischen Mobilfunker SFR getrennt. Dafür hat Konzernchef Colao an anderer Stelle bereits zugekauft: So übernahm er in Großbritannien den Glasfasernetzbetreiber Cable & Wireless für rund eine Milliarde Pfund (knapp 1,2 Milliarden Euro). Für Kabel Deutschland hat er gerade 7,7 Milliarden Euro geboten.

Schon in den vergangenen 20 Jahren war Vodafone auf Einkaufstour und hatte sich Standbeine in rund 30 Ländern in verschiedenen Kontinenten aufgebaut. Dabei stemmte Vodafone auch die bisher teuerste Übernahme der Industriegeschichte: Auf dem Höhepunkt der New Economy im Jahr 2000 zahlte der Konzern für den deutschen Mobilfunker Mannesmann 203 Milliarden Dollar. mit Reuters

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