zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Anwälte streiten sich über Vioxx-Klagen Krankenkassen finden noch keine gemeinsame Linie

Berlin Ob deutsche Vioxx-Patienten in ihrer Heimat oder in den USA klagen sollen, ist unter Anwälten zunehmend umstritten. „Wir können keinem unserer Vioxx-Mandanten guten Gewissens den Weg vor ein US-Gericht empfehlen, es sei denn, unser Interesse würde sich auf den eigenen Geldbeutel reduzieren“, erklärten die Berliner Anwälte Frank Teipel und Jörg Heynemann am Mittwoch in einem offenen Brief.

Berlin Ob deutsche Vioxx-Patienten in ihrer Heimat oder in den USA klagen sollen, ist unter Anwälten zunehmend umstritten. „Wir können keinem unserer Vioxx-Mandanten guten Gewissens den Weg vor ein US-Gericht empfehlen, es sei denn, unser Interesse würde sich auf den eigenen Geldbeutel reduzieren“, erklärten die Berliner Anwälte Frank Teipel und Jörg Heynemann am Mittwoch in einem offenen Brief. Die Kanzlei von Andreas Schulz, die knapp 800 Vioxx-Opfer vertritt und die ersten US-Klagen plant, spiele „den Rattenfänger von Hameln“, heißt es in dem Brief. Schulz war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.

Vioxx war ein von 1999 bis 2004 von Millionen Menschen weltweit eingenommenes Schmerzmittel von Merck & Co, dem drittgrößten US-Pharmakonzern. Einer Langzeitstudie zufolge erhöht es das Risiko eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts. Im ersten Vioxx-Urteil hatte ein texanisches Gericht vorige Woche der Witwe eines Patienten über 250 Millionen Dollar zuerkannt – die Summe dürfte indes keinen Bestand haben. Den Konzern erwarten rund 4200 Klagen.

Da Rechtschutzversicherungen Prozesskosten in den USA nicht übernähmen, scheide dieser Weg für die meisten Mandanten aus, heißt es in dem Brief der beiden Anwälte, die elf Vioxx-Opfer aus Berlin vertreten. Zudem habe der Kläger seit der Novelle des deutschen Arzneimittelgesetzes nicht mehr die volle Beweislast, so dass sich Ansprüche besser durchsetzen ließen. Die hiesigen Vioxx-Opfer seien durch die Berichte über die US-Prozesse verunsichert. „Insbesondere werden leider dadurch immer wieder falsche Hoffnungen geweckt“, heißt es weiter.

Auch die Krankenkassen haben das Thema entdeckt, nachdem Experten die Vioxx-Folgekosten auf bis zu 100 000 Euro pro Patient schätzen. Die Juristen der Angestellten-Krankenkassen verständigten sich bei einem Treffen am Mittwoch aber auf keine konkreten Schritte. Sämtliche Krankenkassen sollten gemeinsam prüfen, ob und wie sie Merck & Co verklagen, erklärte die Barmer Ersatzkasse. Es seien noch viele medizinische und juristische Fragen zu klären. mod

-

Zur Startseite