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Vielfalt am Arbeitsplatz. Berliner Unternehmen stellen immer mehr Azubis mit Migrationshintergrund ein, werben ausländische Fachkräfte an und wollen Türken als Kunden für sich gewinnen.

© dpa

Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte: Firmen lassen Mitarbeiter aus Südeuropa im Stich

Die Anwerbung von Arbeitskräften aus südlichen EU-Staaten ist nach Meinung des BA-Chefs verbesserungswürdig. Weise nimmt die Unternehmen in die Kritik und kündigt Reformen an.

Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, hat „Startschwierigkeiten“ bei der Anwerbung von Arbeitskräften aus den südlichen EU-Staaten eingeräumt. So habe es Firmen gegeben, „die noch nicht gut genug darauf vorbereitet waren, mit den Menschen umzugehen“, sagte Weise in einem dpa-Interview.

Bei der Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte gehe es nicht nur darum, einfach eine freie Stelle zu besetzen, betonte Weise. „Es ist die Frage: Wird jemand auch im privaten Umfeld integriert, kümmert sich jemand um die Familie, wenn jemand nicht allein, sondern mit Angehörigen nach Deutschland kommt?“

Künftig sollte stärker auf die soziale Integration der Angeworbenen geachtet werden. „Wir haben die Erfahrung gemacht, wenn man beispielsweise einen Spanier in abgelegene Orte holt, so fühlt er sich manchmal nicht auf Anhieb wohl und braucht seine Zeit, sich einzugewöhnen. Dann könnte man dafür sorgen, dass jemand eine Patenschaft für den neuen Kollegen übernimmt“, schlug Weise vor.

Nachfrage junger EU-Südeuropäer sei unterschätzt worden

Problematisch ist aus der Sicht Weises auch, dass einzelne Firmen versucht hätten, den Bewerbern für ihre Vermittlung nach Deutschland Kosten in Rechnung zu stellen. Auch sei anfangs die Nachfrage junger EU-Südeuropäer unterschätzt worden. Es hätten sich unerwartet viele gemeldet, so dass zuletzt leider nicht alle Bewerbungen hätten berücksichtigt werden können. „Das war natürlich für diejenigen enttäuschend, die nicht angenommen wurden“, räumte Weise ein. Zudem habe es Schwierigkeiten gegeben, weil erst die ganzen Papiere der Bewerber übersetzt werden mussten. Er sei aber überzeugt, dass alle Beteiligten aus den Erfahrungen der vergangenen Monate gelernt hätten. Das Anwerbeprogramm „MobiPro-EU“ werde jetzt zusammen mit akkreditierten Partnern und einer Höchstgrenze von 2000 Neuaufnahmen pro Jahr fortgesetzt. „Diese Änderungen führen zu mehr Erfolg“, zeigte sich Weise überzeugt.

Um zu verhindern, dass südeuropäische Zuwanderer wegen unzureichender Deutschkenntnisse an ihren Arbeitsplätzen Probleme bekommen, hätten inzwischen auch die Goethe-Institute in den betroffenen Ländern ihr Sprachkursangebot ausgeweitet. Weise erinnerte daran, dass die BA auch vorher schon Firmen unterstützt hat, die südeuropäische Fachkräfte anwerben wollten. (dpa)

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