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Wirtschaft: AOL-Bertelsmann übernimmt Konkurrent Compuserve

1,2 Mrd.Dollar-Aktientausch zwischen Compuserve-Eigner Worldcom und America Online / Urteil der Kartellbehörden offen - NEW YORK / HAMBURG(pf/rtr).

1,2 Mrd.Dollar-Aktientausch zwischen Compuserve-Eigner Worldcom und America Online / Urteil der Kartellbehörden offen

- NEW YORK / HAMBURG(pf/rtr).Bertelsmann und America Online (AOL) übernehmen den konkurrierenden Online-Dienst Compuserve.AOL und Bertelsmann würden gemeinsam den europäischen Dienst und AOL alleine den US-Dienst von Compuserve kaufen, erklärte der deutsche Medienkonzern am Montag.Das Gemeinschaftsunternehmen AOL Bertelsmann Online werde damit knapp zwei Jahre nach dem Start zum führenden Anbieter von Datennetzdiensten in Europa.Weltweit ist AOL mit über neun Millionen Abonnenten der größte Online-Dienst.In die Transaktion sind auch die US-Unternehmen Worldcom und der bisherige Compuserve-Eigner H & R Block eingebunden. Der Übernahme müssen noch die Kartellbehörden zustimmen.AOL Bertelsmann Online werde Compuserve Europa als selbständigen Dienst in der bisherigen Form weiterführen, erklärte Bertelsmann.Die Stärken des bisherigen Mitbewerbers lägen im Bereich Geschäftskunden und Computeranwendungen.Der Zusammenschluß werde das Gemeinschaftsunternehmen mit AOL in Deutschland, England, Frankreich, Österreich, Schweiz und Schweden entscheidend stärken.Darüber hinaus ermögliche er den Zutritt zu praktisch allen europäischen Märkten, in denen Compuserve bereits seinen Dienst anbiete, darunter Holland, Belgien, Italien und Spanien, teilte Bertelsmann weiter mit.AOL Bertelsmann Online und Compuserve hätten in Europa gemeinsam über 1,5 Millionen Kunden ­ AOL knapp 700 000 und Compuserve mehr als 870 000. Der Leiter des Bertelsmann-Bereichs neue Medien, Bernd Schiphorst, sagte: "Dieser Erwerb wird die strategische Allianz von Bertelsmann und AOL wesentlich stärken." Vor allem der Einfluß auf die Sparte Geschäftskunden werde steigen.Das Angebot von Compuserve solle inhaltlich verbessert werden.Die Bereiche, in denen das Unternehmen Marktführer sei, sollten ausgebaut werden.AOL und Bertelsmann wollen jeweils 25 Mill.DM in den Ausbau von Compuserve Europa investieren.Schiphorst sagte, er rechne damit, daß die Transaktion bis Ende des Jahres abgeschlossen sein werde. Möglich sei auch eine Beteiligung des Springer-Verlags an Compuserve Deutschland, sagte Schiphorst.Springer hält bereits zehn Prozent an AOL Bertelsmann Online, Bertelsmann und AOL halten jeweils 45 Prozent.AOL-Chef Steve Case erklärte, die Übernahme von Compuserve werde America Online bei seiner weltweiten Expansion, vor allem auf dem schnell wachsenden europäischen Markt helfen. Das Geschäft sieht im einzelnen vor, daß das Telekommunikationsunternehmen Worldcom von H & R Block Compuserve in einem Aktientausch übernimmt, dessen Wert auf 1,2 Mrd.Dollar beziffert wird.Worldcom übernimmt Compuserves 1200 Geschäftskunden, überläßt aber Compuserves drei Millionen Privatkunden dem Konkurrenten AOL, der außerdem 175 Mill.Dollar erhält.Im Gegenzug übernimmt Worldcom AOLs Tochter ANS Communications, die Hochgeschwindigkeitszugänge zum Internet anbietet. Bertelsmann zahlt AOL 75 Mill.Dollar, um seine 50prozentige Beteiligung an AOL Europe zu behalten. H & R Block, die landesweit ein Filialnetz für Steuererklärungen mit Sitz in Kansas City (US-Staat Missouri) betreibt, hält noch 80 Prozent der Compuserve-Anteile ­ 20 Prozent befinden sich in Streubesitz ­ sucht seit Monaten nach einem Käufer für den einst führenden Online-Dienst, der der wachsenden Konkurrenz durch AOL und das Internet zum Opfer gefallen ist.Doch Compuserves Telekommunikationsstruktur und Geschäftsabonnenten sind attraktiv für AOL, die vorwiegend private Abonnenten hat. Auch die New Yorker Investmentfirma Welsh, Carson, Anderson & Stowe sei an dem Kauf von CompuServe interessiert gewesen, meldete die Zeitung "The Wall Street Journal" vorige Woche.Worldcoms Angebot von 1,2 Mrd.Dollar entspricht einem Stückpreis von 13 Dollar.So werden mit einem Schlag zwei Marktführer in ihren jeweiligen Branchen entstehen.Im Unternehmenssektor entsteht mit Worldcom ein Netzwerkriese, der die beiden größten kommerziellen Online-Dienste betreibt und Tausende von Geschäftskunden betreut.Im Privatkundenbereich nimmt AOLs Abonnentenbasis um mehr als 30 Prozent auf 12 Millionen zu.Damit wäre AOL sechsmal so groß wie sein nächster Wettbewerber, nämlich Microsoft Network.Und mit Compuserves europäischen Abonnenten würde AOL-Bertelsmann zum führenden Online-Anbieter Europas neben T-Online aufrücken.Andererseits müssen sich Werbetreibende im Internet und andere Benutzer des Daten-Superhighways auf höhere Preise einstellen.Der Deal könnte AOL in Schwierigkeiten mit den Kartellbehörden bringen, die immer dann entstehen, wenn ein Branchenführer seinen nächsten Konkurrenten schluckt.In den USA würde AOL mehr als die Hälfte des Privatmarktes für Onlinedienste kontrollieren.Die Abgebotsvielfalt würde voraussichtlich verschwinden.

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