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Wirtschaft: AOL Deutschland in Kauflaune

Nach dem Verkauf des Internetzugangsgeschäfts plant der Onlinedienst den Kauf von Technologiefirmen

Berlin - AOL Deutschland ist nach dem Verkauf des Internetzugangsgeschäfts an Hansenet in Kauflaune. „Die Mittel, die im Zugangsgeschäft gebunden waren – und das war der weitaus größte Teil – sind jetzt frei“, sagte AOL-Deutschlandchef Charles Fränkl im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Wir werden dieses Geld nun für Innovationen einsetzen und in die Akquisition von Technologiefirmen stecken, die gute Ideen haben.“

Im September hatte der Mutterkonzern Time Warner das Zugangsgeschäft von AOL Deutschland an die Telekom-Italia- Tochter Hansenet für 675 Millionen Euro verkauft. Hansenet bietet unter dem Namen Alice schnelle Internetanschlüsse an. Zusammen mit den Kunden von AOL kommt Hansenet auf knapp zwei Millionen DSL-Kunden und liegt damit in etwa gleichauf mit United Internet. Marktführer ist weiter die Telekom-Tochter T-Online. Mit dem Verkauf hat sich der Onlinedienst AOL in weiten Teilen von seinem ursprünglichen Geschäftsmodell verabschiedet. Das neue Modell sei „ganz klar“, sagte Fränkl. „Wir bieten ein Gratisportal, das sich über Werbung finanziert, plus eine intelligente, umfassende Internetsuche und attraktive Bezahldienste. Ich gehe davon aus, dass der Download von Inhalten stark wachsen wird.“

Fränkl nannte verschiedene Bereiche, in denen AOL sich verstärken werde: Dazu gehöre der Bereich Video, wo AOL Zugang zu den Angeboten von Time Warner habe, und auch der Bereich Internetsuche. „Wir werden spezielle Fähigkeiten bei der Suche von Multimediainhalten hinzufügen“, sagte Fränkl. Damit soll das Auffinden etwa von Bildern und Videos im Netz besser werden. Auch wolle AOL die lokale Suche verstärken. „Da sehen wir Akquisitions- und Innovationsbedarf, um uns zu verbessern.“

Auch hier hat AOL starke Konkurrenz. Google bietet eine lokale Suche an, die Telekom-Tochter T-Info startete gerade mit suchen.de. Mit lokalen Inhalten und lokaler Suche hoffen die Firmen, neue Werbekunden ansprechen zu können. Lokale Werbung kann sich auch für kleinere Gewerbetreibende lohnen. Ein weiterer Schwerpunkt werde auf der Personalisierung liegen, sagte Fränkl. „Wir wollen den Kunden die Möglichkeit geben, sich im Netz eine eigene Umgebung zu schaffen – und das unkompliziert und sicher.“

AOL und Hansenet werden künftig einen gemeinsamen Internetauftritt haben. Das Portal wird von AOL betrieben und vermarktet. „Das neue Portal wird es im ersten Quartal 2007 geben“, sagte Fränkl. AOL muss es darum gehen, seine Kunden, deren Anschluss künftig von Hansenet betrieben wird, auf das neue Portal zu locken. „Wir werden nicht 100 Prozent der Kunden bekommen. Aber wir gehen von einer hohen Erfolgsrate aus.“

Bisher haben etwa 1250 Mitarbeiter bei AOL Deutschland im Zugangsgeschäft gearbeitet und 250 im Portalgeschäft. „Hansenet hat sich bereit erklärt, sämtliche mit dem von ihnen erworbenen Zugangsgeschäft verbundenen Arbeitsplätze von AOL zu übernehmen“, sagte Fränkl. vis

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