Wirtschaft: AOL: Online-Anbieter will mit Europageschäft an die Börse
Der mit über 30 Millionen Kunden weltgrößte Online-Anbieter America Online (AOL)erwägt, sein Europageschäft auszugliedern und an die Börse zu bringen. "Ein Börsengang von AOL Europe ist für uns eindeutig eine Option", sagte Michael Lynton, President von AOL International dem Handelsblatt.
Der mit über 30 Millionen Kunden weltgrößte Online-Anbieter America Online (AOL)erwägt, sein Europageschäft auszugliedern und an die Börse zu bringen. "Ein Börsengang von AOL Europe ist für uns eindeutig eine Option", sagte Michael Lynton, President von AOL International dem Handelsblatt. Allerdings müsse für einen Börsengang das Marktumfeld besser sein "als dies zur Zeit der Fall ist". Einen zeitlichen Rahmen für das Vorhaben wollte Lynton deshalb nicht nennen. Erfreut zeigte sich Lynton über die Entwicklung der AOL-Kundenzahl, die in Deutschland "aktuell die Marke von zwei Millionen überschritten hat". Im zweitwichtigsten europäischen Online-Markt Großbritannien zähle der Online-Dienst über eine Million Abonennten. Entscheidend sei aber nicht die Zahl der Kunden, sondern wie viel Zeit die Nutzer auf den Seiten verbringen. Und hier zeige sich die Stärke von AOL. Studien belegten, dass Nutzer sehr viel mehr Zeit auf den Seiten des Online-Dienstes verbringen würden als auf denen etwa von T-Online. "Daher sind diese Nutzer für uns wertvoller", sagt Lynton.
Wann AOL in Europa schwarze Zahlen schreiben werde, konnte Lynton nicht beantworten. Noch sei die Konsolidierungsphase in der Branche der Zugangsanbieter nicht abgeschlossen. Doch es zeichne sich ab, dass das AOL-Geschäftsmodell mit einem Mix von Zugangsentgelten, Werbeeinnahmen und E-Commerce tragfähig sei. Laut einer Studie der Investmentbank HSBC Trinkaus ist AOL in Deutschland mit Werbeumsätzen in Höhe von 52 Millionen Euro im Jahr 2000 das Internet-Portal mit den höchsten Online-Werbeeinnahmen. Auf dem zweiten Platz folgt T-Online mit 47 Millionen Euro und Yahoo mit 29 Mill Euro. "Zieht man bei T-Online die Anzeigen des Mutterkonzerns Deutsche Telekom in Höhe von rund 30 Millionen Euro ab, ist der Vorsprung von AOL sogar noch größer", erläutert Analyst Peter Barkow.
Lynton bestätigte, dass die Schätzung nicht grundlegend vom tatsächlichen AOL-Werbeumsatz abweiche. Offiziell veröffentlicht das Unternehmen keine nationalen Zahlen. Als entscheidenden Faktor für die weitere Entwicklung der Werbeeinnahmen sieht Lynton die Vermarktung von Pauschaltarifen für die Internetnutzung (Flatrate).
Noch in diesem Jahr will AOL der Deutschen Telekom auch bei breitbandigen DSL-Anschlüssen Konkurrenz machen. "Wir werden DSL-Zugänge anbieten, die mit dem Telekom-Angebot preislich konkurrieren können", kündigte AOL-Deutschland-Chef Uwe Heddendorp an.
tnt