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Wirtschaft: AOL überspannt den Bogen

Der weltgrößte Internetdienst, American Online, hat der EU-Kommission eine schwere Verantwortung aufgebürdet.In der Dumpingklage gegen die Deutsche Telekom geht es um mehr als nur die Aufteilung des Zukunftsmarktes Internet in Europa: Es geht auch um eine Grundsatzentscheidung darüber, wie eng eine überstaatliche Organisation die Grenzen unternehmerischer Freiheit ziehen darf.

Der weltgrößte Internetdienst, American Online, hat der EU-Kommission eine schwere Verantwortung aufgebürdet.In der Dumpingklage gegen die Deutsche Telekom geht es um mehr als nur die Aufteilung des Zukunftsmarktes Internet in Europa: Es geht auch um eine Grundsatzentscheidung darüber, wie eng eine überstaatliche Organisation die Grenzen unternehmerischer Freiheit ziehen darf.Viel steht auf dem Spiel: Wenn die Deutsche Telekom den zukunftsträchtigen Bereich Internet nicht mehr mit Gewinnen aus anderen Sparten finanzieren kann, droht Deutschland im Innovationswettlauf mit unregulierten Märkten wie den USA gefährlich zurückzufallen.

Die Telekom will Deutschland durch kräftige Preissenkungen zur Intenet-Nation machen.Deshalb gewährt sie der Internet-Tochter T-Online für die Nutzung der Telefonleitungen hohe Rabatte, die diese nun an die Kunden weitergeben will.Wenn dies schon eine "verbotene Quersubventionierung" sein soll, wie AOL Glauben machen möchte, wäre unternehmerisches Handeln wohl kaum noch möglich.Wie sollen volkswirtschaftlich erwünschte Synergie-Effekte entstehen, wenn Unternehmen aus dem Zusammenwirken ihrer unterschiedlichen Geschäftsbereiche keinen Vorteil ziehen dürfen? Unfaires Dumping sieht anders aus.Die Telekom kann zu Recht darauf verweisen, daß auch andere Großkunden beim Anmieten von Leitungskapazitäten Rabatte erhalten.Zudem ist die Telekom im Leitungsgeschäft längst nicht mehr Monopolist.In 14 deutschen Städten gibt es bereits alternative Telefonanbieter - viele davon mit einer eigenen Netzstruktur.Vor allem die großen Überregionalen Konkurrenten wie Mannesmann Arcor, Viag Intercom oder Otelo planen den Schritt ins Internet-Geschäft.In der Branche steht seit langem außer Frage, daß Festnetz-Telefonie, Mobilfunk und Internet zusammenwachsen und künftig von Komplettanbietern "aus einer Hand" angeboten werden.Daß dabei diejenigen Online-Dienste die besten Chancen haben, die den Datenverkehr durch ein eigenes Kabelnetz jagen können, ist logische Konsequenz einer gesunden Marktentwicklung.AOL-Bertelsmann vergeudet unsinnig Kräfte daran, diesen Trend zu stoppen.Dabei wäre der Verbund durchaus finanzkräftig genug, selbst Beteiligungen im Telekom-Bereich zu erwerben und von den sich daraus ergebenen Synergie-Effekten zu profitieren.

DANIEL WETZEL

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