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Ausgeplaudert: In einem Facebook-Video erklärte sich Beats-Mitgründer Dr. Dre zum ersten Milliardär im Hip-Hop-Geschäft. Dann verschwand das Video wieder.

© dpa

Apple kauft Beats: Tim Cook setzt auf Dr. Dre

Der Kauf von Beats könnte Apples größte Übernahme werden. Für den Konzernchef Tim Cook geht es aber um viel mehr.

Es könnte Tim Cooks wichtigster Deal werden, seit er auf dem Chefsessel von Apple sitzt. Und das nicht allein deshalb, weil der Kauf des Kopfhörerherstellers Beats mit rund 3,2 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) der teuerste Zukauf in der Apple-Geschichte wäre. Verschiedene Medien berichten über das Geschäft unter Berufung auf Quellen aus dem Verhandlungsumfeld. Beats, mitgegründet und vermarktet vom Hip-Hop-Star Dr. Dre, versorgt weite Teile der musikaffinen urbanen Jugend auf der ganzen Welt mit seinen basslastigen High-End- Kopfhörern.

Schließen beide Unternehmen den Deal – wie kolportiert – Mitte kommender Woche ab, ist das für Cook die Gelegenheit, aus dem langen Schatten seines 2011 verstorbenen Vorgängers und Apple-Mitgründers Steve Jobs zu treten. Jobs war es gelungen, aus dem angestaubten Computerhersteller binnen weniger Jahre einen der nach Börsenwert teuersten Konzerne der Welt zu formen: Geräte wie der Musikspieler iPod und die Musikplattform iTunes leiteten 2001 – nach der Rückkehr von Jobs ins Unternehmen – den Wiederaufstieg des Macintosh-Konzerns ein. Mit dem iPhone schaffte es Apple 2007, das Smartphone einer breiten Masse an Konsumenten zugänglich zu machen. Drei Jahre später gelang erneut das Kunststück, eine völlig neue Produktkategorie durchzusetzen: diesmal mit dem Tablet-Computer iPad.

Tim Cook konnte noch keine marktumwälzende Neuheit präsentieren

Doch seit Cook den Konzern führt, gibt es keine marktumwälzenden Neuheiten mehr. Zwar laufen die Geschäfte noch immer prächtig und Apple sitzt auf Bar-Reserven von rund 150 Milliarden Euro. Doch die Aktionäre kritisieren, dass das Image des Technologieführers verloren gehen könnte. Die Absatzzahlen beim iPod sinken seit langem. Seit Neuestem weist auch die Verkaufskurve des iPad einen Knick nach unten auf. Und im vergangenen Jahr ging zum ersten Mal der Umsatz bei digitalen Musikdateien zurück.

Apple unter Tim Cook hat also nach Auffassung von Analysten ein Imageproblem. Die Produkte sind nicht mehr cool genug. Hinzu kommt, dass der Konzern auf absehbare Zeit neue Geschäftsfelder finden muss, auf denen Wachstum möglich ist. In beiden Fällen könnte der Beats-Deal dem Unternehmen und damit Tim Cook helfen. So sind die Kopfhörer mit dem auffälligen roten „b“ auf beiden Seiten seit einigen Jahren bei Jugendlichen schwer angesagt. Im abgelaufenen Jahr lag der Marktanteil der Geräte im Segment der hochpreisigen Kopfhörer bei knapp zwei Drittel, wie der renommierte Technologie-Blog Techcrunch berichtet. Noch interessanter als dieses Plus fürs Image dürfte für Apple jedoch das neueste Produkt von Beats sein.

Die Referenzen des Beat-Musikdienstes sind nicht die besten

Seit Beginn des Jahres betreibt das Unternehmen, das von Musikmanager Jimmy Iovine geführt wird, einen eigenen Streamingdienst. Der Markt dieser Abo-Modelle, auf dem sich Neugründungen wie Spotify oder das aus Berlin stammende Start-up Soundcloud einen Namen gemacht haben, ist eine der Wachstumshoffnungen in der Musikbranche. Der Kunde zahlt eine monatliche Gebühr – meist liegt sie um zehn Euro – und kann dafür aus Millionen von Songs auswählen. Er kauft sie jedoch nicht, sondern zahlt letztlich nur fürs Hören. Wechselt er zu einem anderen Anbieter, kann er seine „Sammlung“ nicht mitnehmen.

Noch ist das Volumen aber deutlich geringer als im Geschäft mit klassischen Tonträgern oder bezahlten Downloads. Doch Apple sucht bereits seit längerem nach einem günstigen Einstieg in diesen Markt. In den USA startete der Konzern im vergangenen Jahr das werbefinanzierte iTunes Radio, bei dem der Kunde Musik nach Genres serviert bekommt. Die Referenzen des Beats-Abodienstes sind bislang nicht die besten. Angaben zur Zahl der Nutzer gibt es bisher zwar nicht. Das Fachmagazin „Billboard“ schrieb im April unter Hinweis auf Branchenkreise von einem enttäuschenden Start. Und der Technologie-Blog Recode berichtete, Beats Music habe bislang nur 200 000 Nutzer angelockt.

Während die Chancen des Geschäfts – sollte es denn stattfinden – für Apple- Chef Tim Cook noch nicht genau abzusehen sind, ist sich Dr. Dre bereits sicher. In einem Internetvideo bezeichnet er sich als den ersten Milliardär im Hip-Hop-Geschäft. Sein Anteil dürfte bei rund 1,3 Milliarden Dollar liegen.

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