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Großes Interesse. Der Apple-Store in Manhattan ist meist gut besucht. Der Konzern kann einige Produkte gar nicht so schnell liefern, wie sie gewünscht werden.

© AFP

Apple: Steve Jobs: Der alte Mann und die Wut

Apple-Chef Steve Jobs rechnet mit der Konkurrenz ab. Analysten reagierten verunsichert. Zeigt Jobs Nerven?

Düsseldorf - Ein traumhafter Quartalsumsatz von 23,4 Milliarden Dollar, ein Rekordgewinn von mehr als vier Milliarden Dollar, 14 Millionen verkaufte iPhones im Quartal, mehr als vier Millionen verkaufte iPads – alles scheint in bester Ordnung im Reich des Steve Jobs. Trotzdem nutzte der Apple-Chef, der große alte Mann des Silicon Valley, die Vorstellung der Quartalszahlen zu einem seiner seltenen Überraschungsauftritte und zu einer ungewohnt heftigen Abrechnung mit der Konkurrenz. Analysten reagierten verunsichert. Zeigt Jobs Nerven? „Ich bin besorgt um Apple“, sagte Michael Obuchowski von First Empire Asset Management der Agentur Bloomberg.

Aber Jobs wischt alle Probleme einfach beiseite. Der Blackberry von RIM sei schlicht abgeschlagen, ist er sich sicher. Google und seine Android-Smartphones? Wer wisse schon, ob die Zahlen richtig sind, die Eric Schmidt da so erzählt, zweifelt Jobs die Aussagen des Google-Chefs an. Und da sind dann noch die, die glauben, sie könnten sein iPad angreifen. Welche Narren! Die meisten setzten bei ihren Tablets auf kleine Bildschirme, nicht auf so große wie er. Hersteller, Entwickler und Kunden würden das bitter bereuen. Kein Kunde will das, weiß Jobs. Die kleineren Pads seien „DOA“, „dead on arrival“, also schon tot, wenn sie erscheinen.

Doch ist das die Realität? Es gibt zumindest Anhaltspunkte dafür, dass die Konkurrenz noch lange nicht tot ist. Im Gegenteil: Der verschärfte Wettbewerb hinterlässt Spuren in der Gewinn- und Verlustrechnung. Da ist zunächst die Absatzzahl des iPads von gut 4,1 Millionen Stück. Mehr als fünf Millionen hatten Analysten erwartet. Die Kunden hätten sie wohl auch gekauft, wenn Apple hätte liefern können. Fehlende Teile und Bildschirme sowie Engpässe bei bestimmten Chips bremsen Apple offenbar aus. Die Frage ist, ob sich das für das Weihnachtsgeschäft noch beheben lässt.

Die Bruttorendite Apples ist mit 36,9 Prozent zwar noch immer mehr als gesund, aber sie blieb unter den Erwartungen von 38,9 Prozent und weit unter dem Vorjahresquartal. Allein die kostenlose Nachlieferung von Schutzhüllen für das iPhone hatte 100 Millionen Dollar im Quartal verschlungen. „Alles außer den Renditezahlen war erstaunlich gut“, sagte Analyst Van Baker von Gartner.

Für das laufende erste Quartal des neuen Geschäftsjahres rechnet Finanzchef Peter Oppenheimer mit einem Umsatz von rund 23 Milliarden Dollar und einem Gewinn pro Aktie von 4,80 Dollar. Analysten erwarten hingegen eine fünf vor dem Komma beim Gewinn pro Aktie. Selbst unter der Maßgabe, dass Apple seit Jahren notorisch zu niedrige Gewinnschätzungen abgibt, um positiv überraschen zu können, kehren jetzt ernste Zweifel ein. Mit dem wachsenden Anteil des margenschwachen iPads – Beobachter wie iSupply sagen für 2011 einen iPad-Verkauf von 43 Millionen Stück voraus – sinkt auch die Gesamtrendite. Neben der Teileknappheit, die die Kosten treibt, hat auch Jobs selbst klargestellt, dass er gewillt ist, aggressive Preise zu machen, um die Konkurrenz klein zu halten. Warum eigentlich, wenn die doch chancenlos ist? Axel Postinett (HB)

Axel Postinett

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