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Smartphones - ob von Samsung oder Apple - sind der Renner. Doch das Wachstum soll sich verlangsamen.

© Reuters

Apple und Samsung: Idee gegen Masse

Seit Jahren liefern sich Samsung und Apple einen Kampf um die Vorherrschaft bei Smartphones und Tablets. Die Kalifornier verspielen ihren Vorsprung.

Als Tim Cook vor wenigen Tagen durch China tourte, war das mehr als eine normale Geschäftsreise. Der Apple-Chef setzte damit auch ein Zeichen. Nicht die USA, nicht Europa ist derzeit wichtig für den Technologiekonzern. In China wartet ein Mobilfunkmarkt mit mehr als einer Milliarde Menschen darauf, mit iPhones und iPads versorgt zu werden. Genauer gesagt, so wirklich zu warten scheint dort niemand auf die Kalifornier. Zwar konnten sie zum Start des iPhone 5 im Dezember binnen eines Wochenendes zwei Millionen Stück verkaufen. Insgesamt sank der Anteil der Smartphone-Familie am chinesischen Markt jedoch im vergangenen Jahr. Heimische Marken wie Huawei und ZTE machen Apple das Leben schwer. Und auch der ewige Rivale Samsung Electronics gewinnt schnell an Boden.

Seit Jahren liefern sich Samsung und Apple ein Duell um die Vorherrschaft im Smartphone- und Tablet-Markt. Aktueller Zwischenstand: Samsung verkaufte im Weihnachtsquartal 63 Millionen Edeltelefone, Apple knapp 48 Millionen – für beide ein Rekord. Beide sind auch die Einzigen, die an den Touchscreen-Handys verdienen. Nach Angaben des Marktanalysten Asymco sammelte Apple zwischen Juli und Ende September vergangenen Jahres 60 Prozent der Gewinne in diesem Marktsegment ein, Samsung 39. Das fehlende Prozentlein entfällt auf die taiwanische HTC, die übrigen Hersteller verkaufen demnach mit Verlust. Trotz des Vorsprungs – die Profitabilität des einstigen Innovationführers erodiert: Nur zwei Quartale zuvor stand es in dieser Statistik noch 75 zu 16 Prozent für Apple. Die Marge sinkt bei steigenden Verkaufszahlen. Über alle Bereiche stagniert der Quartalsgewinn, wenn auch auf dem sehr hohen Niveau von 9,7 Milliarden Euro. Bei Samsung wächst er um drei Viertel auf 4,9 Milliarden Euro. Dieses Dilemma könnte für Apple noch größer werden, wenn es – wie von einigen Analysten gefordert – eine Billigversion des iPhones entwickelt, um besseren Zugang zu sich entwickelnden Märkten wie China, Indien oder Brasilien zu bekommen. Bislang wiegelt Cook ab. So etwas sei nicht geplant. Doch Apple dementiert grundsätzlich Gerüchte über neue Geräte, bis es sie dann selbst vorstellt.

Aber vielleicht hat Cooks Abwiegeln noch einen anderen Hintergrund. Denn bei den Tablets bekommt das Unternehmen aus Cupertino die Folgen günstigerer Produktlinien schon zu spüren. Die iPad-Verkäufe legten im Vergleich zum Vorjahresquartal zwar um gut ein Drittel auf 22,6 Millionen zu – auch wegen des Erfolgs des neuen iPad Mini. Dieses Modell muss Apple gemessen am Produktionsaufwand relativ günstig verkaufen. Nicht zuletzt, weil die Konkurrenz von Samsung oder Amazon in diesem Segment schneller war und Apple sich in eine bestehende Preisstruktur einfinden muss.

So wird Apple vom Innovationsführer zum Nachahmer, eine Rolle, die bislang Samsung beispielsweise bei Smartphones und trotz aller Patentklagen mit großem Erfolg einnahm.

Die Samsung-Aktie fiel nach Veröffentlichung der Zahlen um rund 1,6 Prozent. Die Sorge, der Smartphone-Markt könne sich im laufenden Jahr zäh entwickeln, drückte die Stimmung. Bei Apple fiel das Minus mit zehn Prozent viel heftiger aus: Ein neuer Markt, wie ihn sich das Unternehmen zuletzt stets geschaffen hat – mit dem iPod, mit dem iPhone, mit dem iPad – ist nicht in Sicht. Ohne ihn, so die Befürchtung der Börsen, könnte aus Apple ein ganz normales Technologieunternehmen werden.

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