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Wirtschaft: Arbeitgeber fordern Wiedereinsetzung der Tarifverträge

Nach dem gescheiterten Streik in Ostdeutschland soll der Flächentarif wiederhergestellt werden. Kannegießer warnt die IG Metall

Berlin (uwe). Die ostdeutschen Arbeitgeberverbände haben den IGMetall-Bezirksleiter Hasso Düvel in einem Schreiben aufgefordert, den gekündigten Arbeitszeittarifvertrag wieder einzusetzen. Damit soll die 38-Stunden-Woche als Standardarbeitszeit in den Unternehmen der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie wieder festgeschrieben werden. Der Berliner IG-Metall-Chef Düvel lehnte am Montag eine Stellungnahme ab: Bislang sei das Schreiben der Arbeitgeber nicht eingetroffen, sagte eine Sprecherin.

Mit ihrer Initiative wollen die Arbeitgeber den Flächentarifvertrag wieder herstellen. Im Arbeitszeittarifvertrag, den die IG Metall zu Jahresbeginn gekündigt hatte, um die 35-Stunden-Woche zu verhandeln, werden unter anderem auch die Übernahme von Lehrlingen nach der Ausbildung und die Beschäftigungsbrücke für ältere Arbeitnehmer geregelt. Überdies werten die Arbeitgeber die Bereitschaft der Metallgewerkschaft, in der Sache Arbeitszeit in den Flächentarifvertrag zurückzukehren, als wichtiges Signal für die kommende Lohn- und Gehaltstarifrunde im Spätherbst.

Metall-Arbeitgeberchef Martin Kannegießer sagte dem Tagesspiegel, dass die Arbeitgeber zwar der Meinung seien, dass die Tarifauseinandersetzung um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland viele Eigenarten habe, die nur für die neuen Länder zuträfen. Dennoch sei bei den Arbeitgebern die „Bereitschaft, Tarifverträge zu unterschreiben, die der wirtschaftlichen Situation der Unternehmen nicht angemessen sind, erheblich gesunken“. Wenn die IG Metall der Versuchung erliege, in der kommenden Tarifrunde aus der Position der Schwäche heraus zu viel zu verlangen, würden die Arbeitgeber ihren Unternehmen auch in Westdeutschland „empfehlen, eigene Regelungen zu finden, wenn der Druck zu groß wird“. Mit dieser Strategie hatten die Arbeitgeber den Arbeitszeit-Streik im Osten zum Zusammenbrechen gebracht. „Haustarifverträge sind nicht die Lösung des Problems. Aber wenn der Flächentarifvertrag ständig überfordert wird, sind sie eine Alternative“, sagte Kannegießer.

Insgesamt sei man aber nach wie vor an einem starken Partner interessiert, sagte Kannegießer. Die IG Metall müsse sich in den kommenden Monaten klar für einen partnerschaftlichen Kurs entscheiden, „einen, der den Betriebsparteien mehr Raum zum Handeln einräumt“. Die Arbeitgeber der Metallindustrie hätten sich nach ihrer existenzbedrohenden Krise Ende der neunziger Jahre „zu einer serviceorientierten Einrichtung gewandelt, die sich nur an den Interessen der Unternehmen orientiert“. Diesen Weg habe die IG Metall noch vor sich. Für ihn sei klar, dass „in Deutschland funktionierende und verlässliche Arbeitnehmervertretungen unerlässlich sind“, sagte Kannegießer. Entscheide sich die IG Metall dagegen, eine reine Kampforganisation zu werden, „werden wir immer weniger Partner für sie sein können“, warnte der Metall-Arbeitgeberchef.

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