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Wirtschaft: Arbeitgeber sauer über 4,1 Prozent

Maschinenbauer: Viele Firmen können Lohnerhöhung nicht zahlen / Kannegiesser betont lange Laufzeit

Berlin – Mit Kritik haben Arbeitgeber und Wissenschaftler auf den Tarifabschluss in der Metallindustrie reagiert. „4,1 Prozent für alle ist zu viel“, sagte Hannes Hesse, Hauptgeschäftsführer des deutschen Maschinenbaus (VDMA). Von dem Abschluss würden „die Firmen erwischt, die vom Aufschwung nichts haben“. Seiner Schätzung nach geht es 30 Prozent der Metallfirmen noch immer schlecht. Mit gut 870 000 Arbeitnehmern ist der Maschinenbau die größte Branche in der Metallindustrie. Der Verband der Elektroindustrie ZVEI sah „die Schmerzgrenze für viele Unternehmen deutlich überschritten“, und Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sprach von einer „beträchtlichen dauerhaften Belastung für die Zukunft“.

IG Metall und die baden-württembergischen Metallarbeitgeber hatten sich am Freitag im Pilotbezirk Baden-Württemberg auf einen zweistufigen Tarifabschluss mit einer Laufzeit von 19 Monaten geeinigt. Für die Monate April und Mai gibt es für jeden der rund 3,4 Millionen deutschen Metaller einen Bonus von 400 Euro, Azubis bekommen 125 Euro. Dann, zum 1. Juni, greift die erste Stufe mit einer Erhöhung der Tarifentgelte um 4,1 Prozent. Die zweite Stufe sieht im Juni 2008 eine weitere Erhöhung um 1,7 Prozent sowie einen Konjunkturbonus in Höhe von 0,7 Prozent vor.

Diese zweite Stufe mit insgesamt 2,4 Prozent kann um vier Monate nach hinten verschoben werden, wenn es dem Betrieb schlecht geht und der Betriebsrat mit der Verschiebung einverstanden ist. Arbeitgeberpräsident Martin Kannegiesser stellte vor allem diesen „Grundsatz der betrieblichen Differenzierung“ heraus sowie die Laufzeit von 19 Monaten, die den Unternehmen Planungs- und Kalkulationssicherheit bis Ende 2008 gebe. Er räumte aber auch ein, dass die vier Prozent zum ersten Juni eine Hürde für die Arbeitgeber gewesen seien. Die Lohnerhöhung bezeichnete er als eine „Vorleistung der Betriebe, die nun durch die Leistung der Mitarbeiter gedeckt werden muss“. Nach Berechnung der Arbeitgeber belastet der Abschluss die Betriebe im laufenden Jahr mit 3,9 Prozent und in den ersten zehn Monaten 2008 mit 2,1 Prozent. IG Metall-Chef Jürgen Peters sprach von einem „ordentlichen Kompromiss“ und betonte das „reale Plus in den Portemonnaies unserer Mitglieder“.

Klaus Zimmermann, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, nannte den Abschluss einen „kräftigen Schluck aus der Pulle“. Gefährdet wäre der Aufschwung aber nur, „wenn sich dieses Niveau auch in der Restwirtschaft durchsetzen würde“. Das wäre für die Beschäftigung „massiv schädlich“. Gesamtwirtschaftlich sollten die Lohnsteigerungen nicht über 2,5 Prozent liegen. Wolfgang Franz, Mitglied im Rat der Wirtschaftsweisen und Chef des Mannheimer Instituts ZEW, sagte, er sehe das Ergebnis „mit gemischten Gefühlen“. „Mir wäre es aber lieber gewesen, wenn es weniger um prozentuale Steigerungen und mehr um das Thema Gewinnbeteiligungsmodelle gegangen wäre.“ Der Aufschwung in der Branche werde nicht ewig weitergehen, „und eines Tages, wenn der Abschwung kommt, sitzen die Betriebe dann auf den höheren Kosten“.

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