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Wirtschaft: Arbeitgeberpräsident Hundt wirft BDI-Chef Henkel neiderfüllte Kritik vor - "Tarifrunde 2000 ist ein voller Erfolg"

In der Wirtschaft ist ein neuer Streit über das Bündnis für Arbeit und die Tarifpolitik ausgebrochen. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt warf dem Chef des Industrieverbandes BDI, Hans-Olaf Henkel, neiderfüllte Kritik an den Ergebnissen der jüngsten Tarifrunde vor.

In der Wirtschaft ist ein neuer Streit über das Bündnis für Arbeit und die Tarifpolitik ausgebrochen. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt warf dem Chef des Industrieverbandes BDI, Hans-Olaf Henkel, neiderfüllte Kritik an den Ergebnissen der jüngsten Tarifrunde vor. Zugleich verteidigte er das Bündnis für Arbeit als Erfolg für die Wirtschaft. "Es ist den Arbeitgebern gelungen, gegen den anfänglichen Widerstand der Gewerkschaften die Tarifpolitik zum entscheidenden Thema der Kanzlergespräche zu machen", sagte Hundt dem Handelsblatt. Henkel hatte in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" den Arbeitgeberverbänden satte Selbstzufriedenheit mit der Tarifrunde vorgeworfen. Die Abschlüsse in der Metall- und Chemieindustrie hätten den Arbeitslosen nicht geholfen. Die Wirtschaft müsse im Bündnis für Arbeit in die Offensive gehen, anstatt es schon als Erfolg zu werten, wenn Forderungen der Gewerkschaften abgeblockt wurden.

Hundt widersprach Henkel entschieden. Die längerfristigen, moderaten Tarifabschlüsse seien ein Erfolg der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), die beharrlich für den Einbezug der Tarifpolitik in das Bündnis gefochten habe. "Hier sind Erfolge ohne das Zutun und entgegen der Erwartung von Herrn Henkel erzielt worden, deshalb kritisiert er jetzt eine Schulterklopferei, die in Wahrheit gar nicht stattfindet." Tarifabschlüsse seien immer Kompromisse. "Natürlich wäre eine noch größere Differenz zwischen Lohn- und Produktivitätszuwachs für die Unternehmen noch besser gewesen", sagte Hundt. Dennoch sei die Tarifrunde 2000 ein großer Erfolg. Die Mehrheit der Unternehmen sei mit den Tarifabschlüssen sehr zufrieden.

Eine Prognose, wie viele neue Arbeitsplätze in diesem und dem kommenden Jahr entstehen könnten, wollte der Arbeitgeberpräsident nicht machen. Der Beschäftigungszuwachs werde aber erheblich sein, gab er sich optimistisch. Von Januar bis Oktober 1998 waren allein in der Metall- und Elektroindustrie 70 000 neue Jobs entstanden. Die moderaten Lohnabschlüsse als Folge des Bündnisses zeigten überdies, dass die Reform der Tarifautonomie fortgesetzt werde. Der Einschätzung Henkels, wonach das Tarifkartell in spätestens zehn Jahren an der Realität zerbrechen werde, erteilte Hundt eine Absage. "Wir sind heute bei der Arbeitszeit so flexibel, dass jede Behauptung, die Tarifverträge behinderten passgenaue betriebliche Lösungen, entweder bösartig ist oder in Unkenntnis der Tarifverträge erfolgt."

Die jüngsten Reformvorschläge des IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel bezeichnete Hundt als erfreulich: "Sie gehen grundsätzlich in die richtige Richtung, wir stimmen da in wesentlichen Punkten überein." Zwickel hatte unter anderem eine flexiblere Gestaltung der Arbeitszeit, Differenzierung der Tarifverträge je nach Wirtschaftskraft der Branchen und den Ausbau der Weiterbildung im Job gefordert. Diese Themen wolle auch die BDA beim nächsten Treffen des Bündnisses für Arbeit einbringen. Nach unbestätigten Informationen des Handelsblatts soll es im Juli im Kanzleramt stattfinden.

huh

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