zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Arbeitnehmer stellen sich hinter Schrempp

Daimler-Chrysler-Aufsichtsrat diskutiert Asien-Strategie/Mitsubishi-Chef Rolf Eckrodt tritt zurück

Berlin (alf). Der Aufsichtsrat der DaimlerChrysler AG wird am kommenden Donnerstag die Asien-Strategie des Unternehmens beraten. Mit dem Job des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp will sich das Gremium offensichtlich nicht beschäftigen. „Es gibt keine Veranlassung, darüber zu spekulieren“, ließ der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Daimler-Chrysler-Betriebsratschef, Erich Klemm, in Stuttgart mitteilen. Daimler-Chrysler hatte Ende der vergangenen Woche entschieden, die kriselnde japanische Tochter Mitsubishi (37-Prozent-Beteiligung) nicht länger zu unterstützen und sich nicht an einer Kapitalerhöhung zu beteiligen. Damit steht die gesamte Strategie von Schrempp in Frage.

Mitsubishi-Chef Rolf Eckrodt, den Schrempp vor dreieinhalb Jahren zur Sanierung des Unternehmens nach Tokio geschickt hatte, trat am Montag zurück. Die übrigen Mitsubishi-Gesellschafter wollen einen neuen Sanierungsplan erarbeiten und werden zur Umsetzung desselben einen Mann ihres Vertrauens an die Mitsubishi-Spitze setzen. Aus „Verantwortung“ wolle er Platz machen für eine neue Mannschaft, erklärte Eckrodt in Tokio. Vorerst übernimmt Finanzchef Keiichiro Hashimoto die Leitung des Unternehmens. Voraussichtlich wird später Yochiro Okazaki, der Leiter des neuen Sanierungsteams, den Spitzenposten übernehmen. Unterdessen begann die Suche der japanischen Großaktionäre nach externen Geldgebern für die notwendige Kapitalerhöhung. Medienberichten zufolge will die Mitsubishi-Gruppe unbedingt externe Geldgeber auftreiben.

Klemm und die übrigen neun Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat wollten sich bereits am Dienstagvormittag zu Beratungen in New York treffen, um die Aufsichtsratssitzung am Donnerstag vorzubereiten. Ebenfalls am Donnerstag gibt Daimler–Chrysler die Geschäftszahlen des ersten Quartals bekannt. Aufsichtsratsmitglied Gerd Rheude sagte auf Anfrage, das Gremium befasse sich am Donnerstag mit einer „ganz normalen Tagesordnung“. Personalien seien nicht vorgesehen, das weitere Vorgehen in Asien stehe im Mittelpunkt. Dabei geht es auch um den südkoreanischen Autokonzern Hyundai, an dem Daimler-Chrysler mit zehn Prozent beteiligt ist. Hyundai will mit Daimler-Chrysler künftig lieber auf Basis einzelner Projekte zusammenarbeiten als in einer engeren Partnerschaft. Bei einer Trennung wäre Daimler-Chrysler in Südkorea, dem drittgrößten asiatischen Lkw-Markt geschwächt; das dortige Geschäft kontrolliert Hyundai zu 90 Prozent. Die Unstimmigkeiten mit Hyundai könnten auch die Mercedes-Pkw-Fertigung in China bedrohen. Denn die Koreaner werfen dem chinesischen Daimler-Partner BAIC vor, eine Vereinbarung mit Hyundai aus dem Jahr 2002 gebrochen zu haben. Danach dürfe BAIC kein weiteres Pkw-Joint-Venture gründen, schreibt das „Handelsblatt“.

Dem Vernehmen nach hielt sich Schrempp in den vergangenen Tagen in China auf, um an einem Treffen des „International Advisory Board“ des Konzerns teilzunehmen und um über einen höheren Anteil von Daimler-Chrysler an dem Joint-Venture mit BAIC zu verhandeln. Vergangenen Freitag hatte Finanzvorstand Manfred Gentz den Rückzug bei Mitsubishi der Presse erläutert; dass sich Schrempp bislang überhaupt nicht geäußert hat, löst Verwunderung aus. Zu Kritik an der kürzlich erfolgten Verlängerung des Vertrags von Schrempp bis 2008 sagte Aufsichtsrat Rheude, „es ist sauber gelaufen, auch die Arbeitnehmer wollten das“. Der Würzburger Betriebswirtschaftsprofessor Ekkehard Wenger hatte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ den Straftatbestand der Untreue in Betracht gezogen. Schrempps Vertrag war am 7. April um drei Jahre verlängert worden. Weil jedoch zu dem Zeitpunkt bereits klar gewesen sein müsse, wie es um Mitsubishi bestellt ist, hätte Schrempps Vertrag nicht verlängert werden dürfen. „Diese Vertragsverlängerung könnte Untreue sein“, sagte Wenger.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false