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Wirtschaft: Arbeitnehmer verdienen ein bisschen mehr

Bruttojahresverdienst steigt stärker als die Teuerungsrate – große Gehaltsunterschiede bei Männern und Frauen

Berlin - Die Arbeitnehmer haben im vergangenen Jahr etwas mehr verdient als im Vorjahr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Freitag lag der durchschnittliche Bruttojahresverdienst im produzierenden Gewerbe, Handel-, Kredit- und Versicherungsgewerbe 2004 mit 39 815 Euro um 2,4 Prozent höher als im Vorjahr. Beschäftigte im Osten verdienen im Schnitt noch rund 30 Prozent weniger als ihre Kollegen im Westen. Und Frauen liegen beim Durchschnittsverdienst nach wie vor unter dem Niveau der Männer.

Der Bruttojahreslöhne stiegen damit im vergangenen Jahr deutlich stärker als die Inflationsrate (plus 1,6 Prozent) – obwohl die Teuerung wegen der hohen Ölpreise, der Gesundheitsreform und der erhöhten Tabaksteuer 2004 den höchsten Stand seit drei Jahren erreicht hatte.

Arbeitsmarktexperten zeigten sich erstaunt über die Entwicklung. „Das ist ein wenig überraschend“, sagte Hilmar Schneider vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) dem Tagesspiegel. Im Vergleich zur Steigerung der Bruttoverdienste sei die Tarifsteigerung ein wenig geringer ausgefallen. Die deutliche Steigerung der Löhne kann nach Angaben Schneiders darauf zurückzuführen sein, dass die Zahl der Überstunden stark zugenommen hat. Die entsprechenden Zuschläge werden auf den Lohn aufgeschlagen. Ein weiterer Grund könne sein, dass die Zahl der Arbeitnehmer, die sich durch Mini-Jobs einen Zuverdienst sichern, gewachsen ist. „Das treibt die Verdienste deutlich nach oben“, sagte er.

Beim durchschnittlichen Bruttojahresverdienst gibt es nach Angaben der Statistiker allerdings große Unterschiede. So erhielten Arbeiterinnen in der Ledererzeugung in Ostdeutschland rund 13 000 Euro, während Angestellte in der Mineralölverarbeitung in den alten Bundesländern bis zu 70 000 Euro einstrichen.

Große Lohnunterschiede gibt es auch zwischen Männern und Frauen: Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienten 2004 durchschnittlich 33 220 Euro – und damit fast 9000 Euro weniger als der Durchschnitt ihrer männlichen Kollegen.

Viktor Steiner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung erwartet, dass 2005 bei der Steigerung der Bruttolöhne keine wesentlichen Änderungen im Vergleich zum Vorjahr zu erwarten sind. Dagegen rechnet IZA-Experte Schneider damit, dass die Lohnsteigerung in diesem Jahr tendenziell eher geringer ausfallen wird als 2004. Es deute einiges darauf hin, dass die Zuverdienstmöglichkeiten durch Mini-Jobs einen Sättigungsgrad erreicht hätten. Die weitere Entwicklung hänge wesentlich davon ab, wie sich die Konjunktur entwickeln werde: „Erst wenn Arbeitgeber den Eindruck haben, dass die Konjunktur dauerhaft anzieht, werden sie wieder Arbeitskräfte einstellen“, sagte er. „Wenn nicht, werden sie vorsichtig bleiben und versuchen, die Mehrarbeit durch Überstunden abzufangen.“

Maren Peters

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