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Arbeitskampf: High Noon bei der Telekom

Ein Arbeitskampf bei der Telekom scheint unausweichlich. Nach tagelangen Verhandlungen, begleitet von Warnstreiks, sehen beide Seiten keinen anderen Weg. Am kommenden Freitag stimmt Verdi über den größten Streik seit 1995 ab.

Bamberg - Es kommt, was kommen musste, so könnte man die derzeitige Situation bei der Telekom beschreiben. Im Streit um die Ausgliederung von 50.000 Stellen beim Service der Festnetzsparte T-Com sind die Fronten verhärtet. Die Verdi-Verhandlungsführer lehnten das Kompromissangebot der Konzernleitung ab. Die Telekom hatte neun Prozent weniger Gehalt und die Verlängerung des 2008 auslaufenden Kündigungsstopps bis 2011 angeboten. Zudem sollen die Arbeitszeiten von 34 auf 38 Stunden angehoben werden. Verdi sprach von Einkommensverlusten von bis zu 40 Prozent.

Verdi-Chef Frank Bsirske hat einen regulären Arbeitskampf bei der Telekom angekündigt. "Der Fehdehandschuh ist ausgeworfen vom Vorstand des Unternehmens", sagte Bsirske auf der Landesbezirkskonferenz der Dienstleistungsgewerkschaft in Bamberg. "Wir nehmen den Fehdehandschuh auf und gehen mit euch in die Urabstimmung und den Arbeitskampf", ergänzte er mit einem Boxhandschuh in der Hand.

Man hat sich damit abgefunden, scheint es. Beide Seiten gehen davon aus, dass Streiks nicht mehr abzuwenden sind. Der Telekom-Vorstand sieht sich dabei im Recht, denn nach seiner Meinung bräuchte er die Zustimmung der Gewerkschaften nicht mal. Daher will man auch den Rechtsweg beschreiten, sollte Verdi streiken und deren Rechtmäßigkeit prüfen lassen. Dennoch ist man im Telekom-Vorstand optimistisch noch eine Einigung erzielen zu können.

Streiks mit Handgreiflichkeiten

Richtig krachen dürfte es bei der Hauptversammlung der Telekom in der kommenden Woche. Schon gestern Abend hatten verärgerte Mitarbeiter versucht eine Betriebsversammlung von T-Systems zu stürmen, bei der Vorstandsvorsitzende René Obermann sprach. Es kam zu Handgreiflichkeiten mit den Sicherheitsleuten. Der Telekom-Chef versuchte die Lage zu beruhigen und signalisierte Verhandlungsbereitschaft - Allerdings nur mit einer Delegation. In der kommenden Woche dürften ihm die Beschäftigten einen unangenehmen Empfang bereiten. Zumal die Veranstaltung im luftleeren Raum vor der Sitzung der Verdi-Tarifkommission am Freitag stattfindet.

Für den Vorstand scheint es trotz aller Widrigkeiten eines Streiks keine Alternative zu geben. Es herrscht die Furcht vor dem Kapitalmarkt und den Aktionären. Die mäßige Stimmung bei den Anlegern dürfte nämlich die zweite Keule sein, die am 3. Mai in Köln gegen den Vorstand geschwungen wird. Deshalb droht Personalvorstand Eick auch mit dem letzten aller Mittel, dem Verkauf. Sollte es keine Einigung geben werde man die betroffenen Teile des Unternehmens aufgeben und verkaufen.

Erneut Warnstreiks in mehreren Ländern

Bei der Telekom gibt es bereits seit Wochen Warnstreiks. In Rheinland-Pfalz und im Saarland legten am Freitag laut Gewerkschaft rund 500 Beschäftigte die Arbeit nieder. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hätten sich rund 800 Telekom-Mitarbeiter an einem eintägigen Warnstreik beteiligt. Etwa 150 Telekom-Mitarbeiter in Schwerin waren am Morgen in einen eintägigen Warnstreik getreten. Die Arbeitsniederlegung von Monteuren und Call Center-Mitarbeitern habe Auswirkungen auf den Kundendienst.

Bsirske sagte, es sei empörend, wenn sich der Vorstand hinstelle und einerseits den Lohn um rund 20 Prozent kürzen wolle, andererseits aber den Aktionären eine Beibehaltung der zuletzt gezahlten Rekord-Dividende verspreche. Er forderte die Verdi-Mitglieder auf, sich als Telekom-Kunden beim Vorstand des Unternehmens über die geplanten Sparmaßnahmen zu beschweren. "Wenn dies Zehntausende tun, dann wird das seine Wirkung nicht verfehlen", sagte der Verdi-Chef. (Von Markus Mechnich mit dpa)

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