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Arbeitskampf: Telekom und Verdi bleiben stur

In der Auseinandersetzung um die Verlagerung von 50.000 Stellen der Telekom in eine Gesellschaft zeichnet sich ein Arbeitskampf ab. Das Arbeitgeberangebot von Mehrarbeit für weniger Geld lehnte die Gewerkschaft strikt ab.

Bonn - Einen Kompromissvorschlag des Managements über die umstrittene Auslagerung von 50.000 Stellen in Service-Gesellschaften lehnte Verdi strikt ab. Damit bahnt sich bei der Deutschen Telekom ein Großkonflikt an, wie es ihn bisher noch nicht gegeben hat. Am Nachmittag wollte die Gewerkschaft bei einem Treffen der Großen Tarifkommission in Göttingen das weitere Vorgehen beschließen. Unterdessen gingen die Arbeitsniederlegungen bei der Telekom weiter.

Personalvorstand Karl-Gerhard Eick warnte die Gewerkschaft vor einer Ausweitung der Protestaktionen. Sie "nutzen niemandem, schaden den Kunden und dem Image". Die Telekom werde sich juristische Schritte vorbehalten, falls die Warnstreiks jetzt flächendeckend ausgeweitet würden. Nach Angaben von Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder könnte die Tarifkommission angesichts der festgefahrenen Situation beim Vorstand eine Urabstimmung über die Durchführung von Streiks beantragen.

Die Proteste gegen den Stellenumbau gingen am Dienstag weiter. Laut Verdi legten erneut 12.000 Beschäftigte des Bonner Riesen die Arbeit nieder. In den vergangenen Tagen hätten sich insgesamt 30.000 Menschen an den Warnstreiks beteiligt. "Darin drückt sich die Wut und Empörung der Beschäftigten aus. Es geht um tiefe Einschnitte in den Gehälter", sagte Schröder in Bonn. Die Telekom will durch die Ausgliederung jährlich bis zu 900 Millionen Euro einsparen.

Einkommenssenkungen von zwölf Prozent

In der Nacht zum Dienstag waren die Verhandlungen ausgesetzt worden. Die Telekom präsentierte dabei einen Lösungsvorschlag, der unter anderem Einkommenssenkungen um 12 Prozent in mehreren Schritten vorsieht. Durch eine variable Komponente seien die Beschäftigten in der Lage, Einkommenseinbußen wieder wett zu machen. Außerdem versprach das Management bei einer Einigung über die Gehaltsfragen und Einstiegsgehälter einen Kündigungs- und Verkaufsschutz für die drei Service-Gesellschaften bis Ende 2010 sowie die Schaffung von mehreren 1000 Arbeitsplätzen.

"Das ist kein inhaltliches Angebot, das auf dem Tisch liegt", sagte Schröder dagegen über die Offerte. Dabei sprach der Gewerkschafter, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef der Telekom ist, von einer "katastrophalen Zumutung für die Beschäftigten". Verdi verlangt von der Telekom einen Tarifschutz für die betroffenen Mitarbeiter. Personalchef Eick schloss nicht aus, dass die Telekom Teile der zu gründenden Service-Gesellschaften verkaufen wird, wenn die Gespräche mit Verdi scheiterten. "Wenn wir in eine solche Situation hineinkämen, müssten wir uns damit beschäftigten".

Verringerung der Fremdaufträge

Die Angaben der Gewerkschaft, dass sich für die Beschäftigten durch die Umbaupläne Einkommenseinbußen von bis zu 40 Prozent ergäben, wies Eick zurück. Er sprach dagegen von einem sozial ausgewogenen Plan, der auch die Interessen der Beschäftigten berücksichtige. Er wies darauf hin, dass die Telekom zahlreiche Fremdaufträge in den Konzern zurückholen könne, und die geplante Arbeitszeitverlängerung von 34 auf 38 Wochenstunden nicht mit einem Stellenabbau verbunden sei. Die Einspareffekte durch Reduzierung der Fremdvergabe seien mindestens so hoch die jene, die aus der Reduzierung der Gehälter kämen.

Schröder forderte die Konzernführung erneut zu Tarifgesprächen über einen Nachteilsausgleich für die betroffenen Mitarbeiter auf. Die Ablehnung der Telekom bezeichnete er als "Blockadehaltung". Es ginge der Unternehmensführung um ein ganzes Bündel von Maßnahmen mit der Konsequenz, dass die Einkommen in einzelnen Bereichen auf Mindestlohnniveau abfielen. Einen weiteren Verhandlungstermin haben Telekom und Verdi bislang nicht verabredet. Schröder wollte nicht ausschließen, dass die Tarifkommission beim Bundesvorstand die Urabstimmung beantragt könnte, um über einen Streik zu entscheiden.

Telekom strebt Verhandlungslösung an

Eick setzt weiterhin auf eine Lösung am Verhandlungstisch. Ziel bleibe es, die Gespräche in den komenden Tagen fortzusetzen, um in Verhandlungen mit Verdi einen tragfähigen Kompromiss im Interesse der Mitarbeiter zu erreichen.

Die Telekom steht auf ihrem Heimatmarkt massiv unter Druck. So verlor die Festnetzsparte T-Com im vergangenen Jahr über zwei Millionen Kunden - mit einer Erholung rechnet Vorstandschef René Obermann für dieses Jahr nicht. Er hatte daher wenige Monate nach seinem Amtsantritt im Januar die Prognose für 2007 senken müssen. Experten halten eine Gründung von T-Service für unvermeidlich. (tso/dpa)

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