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Wirtschaft: Arbeitslose auf Trab gebracht

Dänemark hatte Anfang der 90er Jahre ähnliche Probleme mit der Erwerbslosigkeit wie Deutschland heute. Die Arbeitslosenquote lag auf dem Höchststand 1993 bei 10,2 Prozent.

Dänemark hatte Anfang der 90er Jahre ähnliche Probleme mit der Erwerbslosigkeit wie Deutschland heute. Die Arbeitslosenquote lag auf dem Höchststand 1993 bei 10,2 Prozent.

Die Lösung: Mit der Parole „Rechte und Pflichten“ übernahm 1993 eine sozialliberale Koalition unter Ministerpräsident Poul Nyrup Rasmussen die Regierung. Ihre Parole wurde mit der Arbeitsmarktreform 1994 konsequent umgesetzt: Arbeitslose haben seitdem zwar das Recht auf aktive Hilfe durch den Staat, sind dafür aber auch verpflichtet zu arbeiten. Wer zumutbare Arbeit ablehnt, dem wird das Recht auf Arbeitslosengeld gestrichen. Als zumutbar gilt dabei alles, was eine Anstellung verspricht. Wer zumutbare Arbeit ablehnt, muss mit scharfen Sanktionen rechnen. Im Gegenzug sind die Arbeitsämter angewiesen, für jeden Arbeitslosen eine maßgeschneiderte Stelle zu finden. Wer nicht die passende Ausbildung mitbringt, kann umgeschult werden. Damit Arbeitslose den Kontakt zur Berufswelt nicht verlieren und umgekehrt Arbeitgeber feststellen können, ob die Arbeitskraft für den Job geeignet ist, vermittelt das Arbeitsamt auch befristete Stellen. Aus drei Vierteln dieser Jobs wird später eine Vollzeitstelle.

Auch die Gewerkschaften leisteten einen Beitrag. Über Jahre gaben sie sich mit moderaten Lohnerhöhungen zufrieden. Außerdem akzeptierten sie, dass kaum noch ein Kündigungsschutz in Dänemark existiert. Dafür ist das Arbeitslosengeld aber nach wie vor auf hohem Niveau. Entlassungen sind üblich und nicht weiter tragisch, da es nicht schwer ist, einen neuen Job zu finden. Umgekehrt steigt bei Arbeitgebern die Bereitschaft, bei Bedarf schnell neue Arbeitskräfte einzustellen.

Die Folgen: Die Arbeitslosigkeit hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast halbiert. Sie liegt derzeit bei rund sechs Prozent – das ist eine der niedrigsten Quoten innerhalb der EU. Der Anteil von jungen und Langzeitarbeitslosen ist deutlich gesunken. Auch die Dauer der Arbeitslosigkeit ist seit den Reformen zurückgegangen. Bei der Flexibilität des Arbeitsmarktes liegt Dänemark international an der Spitze. Die Beschäftigung stieg vor allem in der Privatwirtschaft, weniger stark im öffentlichen Dienst. pet

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