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Arbeitslosenzahlen: Keine Krise auf dem Arbeitsmarkt

Dank einer überraschend starken Herbstbelebung trotzt der Arbeitsmarkt allen düsteren Prognosen. Die Zahl der Erwerbslosen sinkt auf 3,23 Millionen.

Berlin/Nürnberg -  Im Oktober ging die Zahl der Arbeitslosen um 118 000 zurück und lag bei 3,229 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mitteilte. Das entspricht einer Quote von 7,7 Prozent. Der Rückgang fällt noch stärker aus als im vergangenen Herbst, dennoch gab es im Vergleich zum Vorjahr 232 000 Arbeitslose mehr.

Die nach der Bundestagswahl prophezeiten Massenentlassungen blieben im Oktober aus. Großen Anteil daran hat die Kurzarbeit – in den vergangenen Monaten dürften 1,1 Millionen Menschen aufgrund der Krise weniger gearbeitet haben, das waren etwas weniger als noch im Sommer. Dies liege daran, dass in der Urlaubszeit die BA häufig kein Kurzarbeitergeld zahle. Überraschend positiv war im Oktober auch die saisonbereinigte Entwicklung. Dabei werden jährlich wiederkehrende Einflüsse wie die vermehrte Neueinstellung von Beschäftigten im Herbst herausgerechnet. Im Ergebnis sank die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum September um 26 000, während Experten ein Plus von 20 000 erwartet hatten. „Die Arbeitslosigkeit entwickelt sich damit deutlich günstiger als im ersten Halbjahr und wesentlich besser, als angesichts der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen erwartet wurde“, erklärte die BA.

BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker verwies darauf, dass sich besonders bei den jungen Menschen die Arbeitslosenzahl günstig entwickelt habe. Hier sei in den Oktober in vielen Fällen der Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums gefallen. „Das hat die Arbeitslosigkeit mit entlastet.“

Ausgestanden sind die Folgen der Wirtschaftskrise aber noch nicht. Man federe die Krise mit viel Geld ab. Zudem seien vor allem bei Industrie- und Leiharbeitsfirmen seit Ausbruch der Finanzkrise 350 000 Stellen abgebaut worden. Dem stünden allerdings viele neue Stellen im Sozial- und Gesundheitsbereich sowie im Bildungswesen gegenüber. „Die meisten davon sind Teilzeit-Jobs.“ Dennoch schloss Weise nicht grundsätzlich aus, dass dank des massiven Einsatzes von Kurzarbeit und anderer Effekte die große Jobkrise verhindert werden könne. „Es sieht so aus, als ob die Arbeitsmarktbrücke bis zum nächsten Aufschwung trägt. Ob die Brücke im Trockenen oder im Wasser endet, müssen wir im Jahr 2010 sehen“, sagte Weise. Im Winter werde es eine höhere Arbeitslosigkeit geben, „aber nicht die allseits befürchteten Zahlen“, befand der BA-Chef.

Der CDU-Politiker Franz Josef Jung zeigte sich bei seinem ersten Auftritt als neuer Bundesarbeitsminister von den neuen Daten erfreut. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise seien geringer als befürchtet. Die Zahlen machten Mut, seien aber noch keine Trendwende, sagte der bisherige Verteidigungsminister. Besonders im europäischen Vergleich sei die Entwicklung ermutigend.

Auch Banken-Volkswirte werteten die Zahlen als überraschend positiv. Bisher komme Deutschland am Arbeitsmarkt mit einem blauen Auge davon. Das müsse aber nicht so bleiben. In vielen Unternehmen sei die Auslastung noch immer so gering, dass die Belegschaft zu groß sei. Dies lasse eine steigende Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten befürchten.

In Berlin war die Zahl der Arbeitslosen im Oktober so niedrig wie noch nie in diesem Jahr. Es waren insgesamt 228 727 Menschen auf der Suche nach einem Job, 7942 weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote lag im Oktober mit 13,6 Prozent um 0,4 Prozentpunkte unter der des Vormonats. „Es ist ein gutes Zeichen für Berlin, dass die Arbeitslosigkeit im Oktober weiter zurückging“, sagte die Chefin der BA-Regionaldirektion, Margit Haupt-Koopmann.

Auch in Brandenburg besserte sich die Lage. Die Arbeitsagentur zählte 146 440 Arbeitslose, mithin 7088 weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote lag mit elf Prozent um 0,5 Prozentpunkte unter der des Vormonats.

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