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Konsequenz der Mickerzinsen: Lieber shoppen als sparen.

© Imago /Stock & People

Arbeitslosenzahlen sinken, Konsum steigt: Aufschwung in Deutschland

Die Stimmung ist prächtig. Deutschland geht es gut. Aber wie nachhaltig ist der Erfolg? Ein Kommentar.

Es ist ein Tag der Rekorde. Die Zahl der Arbeitslosen ist gesunken, Arbeitsministerin Andrea Nahles feiert den besten Februar seit 24 Jahren. Deutsche Unternehmen präsentieren Milliardengewinne und beteiligen ihre Aktionäre an der Erfolgssträhne mit üppigen Dividenden. Und auch der Deutsche Aktienindex erreichte mal wieder einen neuen Rekord. Bei so viel guten Nachrichten lassen sich auch die Verbraucher nicht lumpen. Sie sind in prächtigster Konsumlaune, das Stimmungsbarometer ist auf dem höchsten Stand seit 13 Jahren.
Willkommen im Wirtschaftswunderland Deutschland. Obwohl die EU mit Russland im Kalten Krieg liegt, obwohl der Poker um Griechenland die geballte Hilf- und Mutlosigkeit der Euro-Zone zeigt, die einen reinen Zeitgewinn als echten Erfolg feiert, herrscht in Deutschland Partylaune. Warum auch nicht? Der Euro ist billig. Das hilft der deutschen Wirtschaft, noch mehr Produkte im Ausland abzusetzen. Und obwohl der Ölpreis in den letzten Tagen wieder gestiegen ist, kostet der Rohstoff heute nach wie vor nur gut die Hälfte von dem, was man im vergangenen Sommer zahlen musste. Das spielt den Unternehmen in die Hände, die günstiger produzieren und deshalb neue Leute einstellen können.
Deutschland geht es gut, ja. Und sollten sich die Russland- und die Griechenland-Krise nicht noch dramatisch zuspitzen, dürfte das auch so bleiben. Die Regierung Merkel kann sich über die Entwicklung freuen. Doch ihr Verdienst ist das nicht. Das billige Öl verdankt Deutschland vor allem dem Fracking der Amerikaner, der billige Euro ist dem Gelddumping der Europäischen Zentralbank geschuldet. Und dass die Verbraucher das Geld lieber heraushauen statt es zu sparen, liegt an den Mickerzinsen und der Drohung, dass auch Privatleute eines Tages fürs Sparen mit Strafzinsen bezahlen müssen. Solide ist das nicht. Hinzu kommt: Eigene, nachhaltige Wachstumsimpulse haben bislang weder Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel noch Finanzminister Wolfgang Schäuble gesetzt – weder steuerlich noch wirtschaftspolitisch. Das wird sich rächen, sobald die fetten Jahre vorbei sind.

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