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Wirtschaft: Arbeitslosigkeit: Kleiner Unterschied am Arbeitsmarkt

Die traurigen Meldungen von den Arbeitsmärkten in USA und Europa nehmen sich nichts. Während freilich hier zu Lande die politische Auseinandersetzung immer lauter und die Regierung immer nervöser wird, gibt es in den USA keine Debatte über die Entlassungen.

Die traurigen Meldungen von den Arbeitsmärkten in USA und Europa nehmen sich nichts. Während freilich hier zu Lande die politische Auseinandersetzung immer lauter und die Regierung immer nervöser wird, gibt es in den USA keine Debatte über die Entlassungen. Dabei ist die Dramatik des Arbeitsplatzabbaus vergleichbar: In Deutschland wird die Bundesanstalt für Arbeit am Dienstag dieser Woche auf 3,8 Millionen steigende Arbeitslosenzahlen bekannt geben. Im Amerika haben allein im ersten halben Jahr 2001 fast 800 000 Menschen ihren Job verloren; im ganzen Jahr 2000 waren es nur 600 000. Woher kommt die Ruhe in den USA? Niemand soll sagen, die Amerikaner neigten zum arbeitsmarktpolitischem Fatalismus. Mitte der 90er Jahre konnte Pat Buchanan als Rächer der Gefeuerten einige politische Erfolge verbuchen und steigende Kurse an Wall Street als Jobvernichtungsursache brandmarken. Gewiss, die augenfälligste Erklärung für die Ruhe ist simpel: Insgesamt beträgt die Arbeitslosenquote in USA 4,5 Prozent; in Deutschland ist sie doppelt so hoch. Doch hinzu kommt: Die US-Unternehmen wissen, wen sie feuern, könnten sie bald auch wieder brauchen. Eine Reihe von Firmen - Cisco und Motorala gehören dazu - unterstützen die entlassenen Arbeitnehmer während der Arbeitslosigkeit finanziell, sofern sie versprechen, in guten Zeiten wiederzukommen. In Deutschland fürchten viele: Einmal arbeitslos, immer arbeitslos. Mit anderen Worten: Die Amerikaner beginnen, sich an die Kosten flexibler Arbeitsmärkte zu gewöhnen. Die Deutschen haben gar keine flexiblen Arbeitsmärkte. Deshalb gibt es die politische Aufregung zu Recht.

Rainer Hank

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