zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Arbeitslosigkeit: Lohnverzicht für Arbeitsplatzsicherheit

Not macht bekanntlich erfinderisch - und eine flaue Wirtschaft betriebliche Bündnisse für Arbeit wieder populär. Immer mehr Unternehmen suchen nach geeigneten Modellen, um ihre Personalkosten zu senken, ohne dabei Stellen abbauen zu müssen.

Not macht bekanntlich erfinderisch - und eine flaue Wirtschaft betriebliche Bündnisse für Arbeit wieder populär. Immer mehr Unternehmen suchen nach geeigneten Modellen, um ihre Personalkosten zu senken, ohne dabei Stellen abbauen zu müssen. Angesichts der rückläufigen Konjunktur in der Computerbranche hat nun auch der Zulieferer Wacker-Chemie seine Beschäftigten dazu aufgerufen, auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten. In einem Schreiben des Managements an die Belegschaft heißt es, man wolle "über eine Entgeltsenkung zu einer Reduzierung des gesamten Personalaufwands kommen". Die Gehaltskürzung soll zeitlich befristet sein und könnte ab Oktober gelten - unter der Voraussetzung, dass die Tarifpartner zustimmten. Ähnliche Überlegungen beschäftigen auch die Mitarbeiter der Krupp Stahlbau Berlin. Doch anders als bei Wacker-Chemie wollen die Angestellten von sich aus auf 15 Prozent ihres Lohns verzichten, um ihre Jobs zu retten.

Dass solche Lohnverzichte zu erbitterten Diskussionen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften führen, liegt auf der Hand. "Die betrieblichen Bündnisse bergen die Gefahr, dass der Flächentarifvertrag untergraben wird", erklärt Arno Hager von der IG Metall in Berlin. Im Falle von Krupp Stahlbau habe man den Gehaltsverzicht um 15 Prozent allerdings akzeptiert, obwohl die Löhne damit unter den Flächentarif sinken. Bei der deutschen Tochter des US-Computerkonzerns Hewlett-Packard (HP) sollen die rund 6000 Beschäftigten auf zehn Prozent des Gehalts oder acht Tage Urlaub verzichten.

Ein anderes Konzept wird bei VW diskutiert. Mit dem Modell "5000 mal 5000" sorgt der Konzern für Aufsehen. Nach einem Scheitern der Tarifpartner in der ersten Runde ist nun für Ende August ein zweiter Einigungsversuch angesetzt. Denn VW-Personalvorstand Peter Hartz plant ein völlig neues Produktions- und Entlohnungsmodell. So soll der neue Minivan in einer GmbH gebaut werden, die ihren eigenen Tarifvertrag bekommt. Alle 5000 Mitarbeiter sollen einheitlich 4500 Mark pro Monat erhalten, plus 500 Mark zusätzlich, wenn die Vorgaben für Produktionsvolumen und Ergebnis erreicht werden. Wie lange dafür gearbeitet werden muss, spielt keine Rolle mehr. Zuschläge für Überstunden oder Schichtarbeit gibt es nicht. Auf der anderen Seite lockt Hartz mit permanenter betrieblicher Weiterbildung. Die Bereitschaft zu diesem Experiment wächst in der IG Metall mit der Nähe zum Standort Wolfsburg. Die Gewerkschaftsspitze in Frankfurt hat große Bedenken, der Wolfsburger Betriebsrat möchte das Modell verwirklichen.

Ein Beispiel für ein gut funktionierendes Bündnis für Arbeit ist das flexible Arbeitszeitmodell des geplanten BMW-Werks in Leipzig. Bei der Entscheidung für Leipzig war nach den Worten von BMW-Chef Joachim Milberg das Konzept extrem flexibler Arbeitszeiten "ein ganz wichtiger Punkt". Nach den Angaben Milbergs ist vorgesehen, dass die Bänder in dem neuen Werk je nach Auftragslage von 60 Stunden Minimum bis zu 140 Stunden Maximum an sechs Tagen in der Woche laufen können. In Sonderfällen sind sogar 168 Stunden möglich. Die Arbeitszeit beträgt 38 Stunden in der Woche, und wenn mehr gearbeitet werden muss, werden die Stunden einem Arbeitszeitkonto mit maximal 200 Stunden gutgeschrieben. Die IG Metall habe bei dem Konzept mitgemacht, sagte Milberg und war somit maßgeblich daran beteiligt, die geplanten 5500 Arbeitsplätze zu ermöglichen.

as

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false