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Arbeitsmakrt: Polens Jobnomaden ziehen weiter

Millionen Polen wanderten in den vergangenen Jahren nach Großbritannien aus. Doch dort ist derzeit kaum Geld zu verdienen.

Warschau - Der Traum vom schnellen Geld scheint ausgeträumt. Polnische Arbeiter berichten inzwischen immer häufiger vor allem über die größer werdenden Schwierigkeiten, im Ausland eine gut bezahlte Anstellung zu finden. Diese neuen Töne dringen vor allem aus Großbritannien, bisher das beliebteste Ziel der Emigranten. Weit über eine Million Polen soll es auf die Insel gezogen haben. Es lockten sichere Anstellungen und hoher Lohn.

Angesichts der globalen Wirtschaftskrise scheint sich die Lage nun grundsätzlich geändert zu haben. Das besagt zumindest die neueste Studie des Migration Policy Institute in Washington, das sich auf die Analyse der weltweiten Migrationsströme spezialisiert hat. Die Wissenschaftler glauben, dass inzwischen nur noch rund eine halbe Million Polen in Großbritannien leben.

Vor allem habe sich die durchschnittliche Dauer des Aufenthaltes der Einwanderer stark verringert. Rechneten noch vor einigen Jahren die Leute damit, mehrere Jahre auf der Insel zu bleiben, kehren heute über 60 Prozent bereits nach einem Jahr nach Polen zurück. Als Grund haben die Wissenschaftler die hohe Frustration ausgemacht. Die Osteuropäer seien oft hoch qualifiziert, müssten sich aber mit einfachen Arbeiten zufrieden geben, die schlecht bezahlt werden. Fast 90 Prozent der Einwanderer würden weniger als 400 Pfund (knapp 500 Euro) pro Woche verdienen. Zudem seien im Moment der Krise die Chancen auf einen Aufstieg deutlich gesunken.

„Wenn man die Einträge in den Internetforen liest, erkennt man eine große Niedergeschlagenheit“, sagt Krystyna Iglicka-Okolska, Professorin an der staatlichen Handelsakademie in Warschau. In guten Zeiten seien die Arbeiter in Großbritannien gerne gesehen gewesen, doch in schlechten Zeiten könnten sie nicht vom Sozialsystem profitieren. Zum anderen sänken auch noch ihre Einkommen durch den im Moment schwachen Kurs des britischen Pfundes. „Die Signale sind deutlich“, sagt die Expertin. Im vergangenen Jahr sei die Höhe der Überweisungen aus Großbritannien an die Familien in der Heimat um 25 Prozent gesunken.

Viele polnische Politiker begrüßen die Rückkehr. Schließlich, so zeigen Statistiken, handle es sich bei diesen Leuten meist um gut ausgebildete Menschen zwischen 18 und 35 Jahren. Zuletzt appellierte auch Polens Premierminister Donald Tusk persönlich an seine Landsleute im Ausland, sich wieder in Polen niederzulassen. Zudem setzte er eine länger versprochene Steueramnestie um. Doch die groß angekündigte Rückrufinitiative des Premiers scheint noch im Sande zu verlaufen. Den vielen schönen Worten folgen zu wenige konkrete Projekte, um die Heimkehrwilligen wirklich in der Heimat zu halten. Manche würden nach einem kurzen, ernüchternden Aufenthalt einfach in ein anderes europäisches Land weiterziehen.Knut Krohn

Knut Krohn

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