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Saisonbereinigt ist die Arbeitslosenzahl leicht gestiegen.

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Update

Arbeitsmarkt: 42 Millionen Jobs - aber fünf Millionen verdienen weniger als 8,50 Euro

Mehr als 42 Millionen Menschen sind erwerbstätig - so viele, wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Doch längst nicht alle können von ihrem Einkommen auch ihr Dasein finanzieren.

Von Lutz Haverkamp

Die Statistik hat Licht und Schatten: 2,801 Millionen Menschen - 48.000 weniger als im September, aber 48.000 mehr als im Oktober 2012, sind arbeitslos. Insgesamt gehen 42 Millionen einer Erwerbstätigkeit nach, so viele wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Das teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg mit. Die Herbstbelebung sei diesmal schwächer als üblich ausgefallen, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Daher habe es nur einen moderaten Rückgang gegeben. Die Arbeitslosenquote sank im Monatsvergleich von 6,6 auf 6,5 Prozent. Unter Herausrechnung jahreszeitlicher Schwankungen stieg die Arbeitslosenzahl überraschend um 2000 zum Vormonat.

Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland war im September erstmals seit der Wiedervereinigung über die Marke von 42 Millionen geklettert. Sie erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 250.000 oder 0,6 Prozent auf rund 42,1 Millionen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Aber ein sorgloses Leben führen nicht alle dieser rund 42 Millionen. Nach Berechnungen des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) verdienen in Ostdeutschland 1,3 Millionen Beschäftigte weniger als 8,50 Euro pro Stunde, im Westen etwa 3,7 Millionen. Es sind vor allem Frauen, die das besonders stark trifft.

Auch gibt es in Deutschland immer mehr Teilzeitbeschäftigte. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Im Juni 2011 arbeiteten demnach 5,7 Millionen Menschen in Teilzeit - im Vergleich zu 2006 ist das ein Plus von 25 Prozent. Dieser Anstieg macht sich auch in den Neueinstellungen bemerkbar: Von allen Neueinstellungen 2012 erfolgte rund jede Fünfte (18 Prozent) in Teilzeit. Die neuen Stellen mit reduzierter Arbeitszeit übernahmen mehrheitlich (78 Prozent) Frauen. In der Studie werden sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigungen berücksichtigt, keine Minijobs.

Vor allem Frauen arbeiten in Teilzeit. Im Juni 2011 waren von allen Teilzeitstellen 83 Prozent mit Frauen besetzt.

Positive Effekte hat die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auf die Zahl der Hartz-IV-Bezieher. Nach Berechnungen des Deutschen Landkreistages hat die Zahl der Leistungsbezieher in den östlichen Flächenländern einen
erneuten Tiefststand erreicht und erstmals die Marke von 1,3 Millionen unterschritten. Im Bundesgebiet beziehen nach den hochgerechneten Daten rund 6,03 Millionen Menschen Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II. Die regionalen Unterschiede sind dabei enorm: In Bayern bekommen 3,3 Prozent der Einwohner finanzielle Unterstützung, in Berlin sind es 17 Prozent. Somit bezieht im Osten jeder zehnte (10,3 Prozent) und in den Stadtstaaten jeder siebte Bundesbürger (14,7 Prozent) Hartz-IV-Leistungen, in den Flächenländern West ist es jeder Sechzehnte (6,3 Prozent). (mit dpa/rtr)

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