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Arbeitsmarkt: Billiglöhne bei Real

Die Metro-Tochter Real führt eine neue Entgeltregelung ein. In einem neuen Real-Markt in Lübeck wird das neue System getestet. Sonderzahlungen für späte Öffnungszeiten und Samstagsarbeit sollen entfallen.

Berlin - Der Einzelhandelskonzern Metro will Mitarbeiter in seiner angeschlagenen Warenhaustochter Real künftig deutlich unter Tarif bezahlen – und folgt damit einem Branchentrend. Der Brutto-Monatslohn werde bei verlängerter Arbeitszeit künftig bei rund 1550 Euro liegen, heißt es in einer Mitteilung an leitende Mitarbeiter, die dem Tagesspiegel vorliegt. Der Tarif für Verkäufer liegt bei knapp 2000 Euro im Monat. „Zuschläge für Spätöffnungszeiten und für Samstagsarbeit entfallen“, heißt es weiter. Die Billiglöhne sollen ab Oktober zunächst in einem neuen Real-Markt in Lübeck eingeführt werden, künftig aber für alle neuen Filialen gelten. Real bestätigte die Informationen auf Anfrage. Die Gewerkschaft Verdi verurteilte die „Dumpinglöhne“ und kündigte Gegenmaßnahmen an.

Real ist kein Einzelfall. Immer mehr Einzelhändler versuchen nach der weitgehenden Freigabe der Ladenöffnungszeiten, tarifvertragliche Regelungen zu umgehen. Händler wie Real gründen dazu eigene, nicht tariflich gebundener Töchter; andere, wie Reichelt oder Kaiser’s, setzen am Abend und nachts Leiharbeiter ein, um die teuren Spätzuschläge zu sparen, die nach Tarif fällig werden.

Nach Angaben des Handelsverbandes HDE finden nur noch bei knapp 50 Prozent der Mitgliedsunternehmen Tarifverträge Anwendung. „Ich bin mir sicher, dass der Anteil weiter zurückgehen wird, weil die Tarifverträge nicht mit der aktuellen Entwicklung Schritt halten“, sagte HDE-Tarifexperte Heribert Jöris dieser Zeitung. Wenn es nicht gelinge, in der laufenden Tarifrunde eine Einigung über Spät- und Nachtzuschläge zu erzielen, würden die Arbeitgeber entweder mehr Fremdkräfte beschäftigen oder gleich aus der Tarifbindung austreten. pet

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