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Arbeitsmarkt: Deutschland ist kein Hochlohnland

Arbeit ist in Deutschland billiger als in vielen nord- und westeuropäischen Ländern. Besonders für Dienstleistungen wird in Deutschland zu wenig gezahlt, sagen Wirtschaftsforscher der Hans-Böckler-Stiftung.

Berlin - Zu hohe Lohnkosten könnten daher nicht für die vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. „Die Löhne sind 2006 in Deutschland lediglich um 1,1 Prozent gestiegen, das ist deutlich unter dem europaweiten Schnitt von 2,9 Prozent“, sagte IMK-Direktor Gustav Horn, der die Studie am Donnerstag in Berlin präsentierte.

Eine Arbeitsstunde kostet in Deutschland 26,7 Euro. Damit liegt Deutschland auf Platz neun in Europa und wurde nach IMK-Berechnungen im vergangenen Jahr von Österreich überholt. Spitzenreiter ist Dänemark (32,5 Euro), am billigsten ist Arbeit in Polen (sechs Euro). In die Arbeitskosten fließen der ausgezahlte Stundenlohn sowie sämtliche Lohnnebenkosten der Arbeitgeber ein.

„Auffällig ist, dass die Löhne in der Industrie vergleichsweise hoch sind, während sie bei Dienstleistungen billig sind“, sagte Horn. Er führt diese Diskrepanz, die in den Nachbarländern nicht zu beobachten sei, auf die Lohnzurückhaltung der vergangenen Jahre zurück. Die niedrigen Lohnabschlüsse hätten zwar die Exportwirtschaft gestärkt, aber gleichzeitig der Binnennachfrage erheblich geschadet. Die Nachfrageschwäche habe 600 000 Arbeitsplätze gekostet. „Die Botschaft, die aus den Zahlen spricht, ist eindeutig. Deutschland braucht einen Mindestlohn für den Dienstleistungssektor“, sagte Horn. jpe

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