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© dpa

Arbeitsmarkt: Die Jobkrise fällt aus

Die Arbeitslosigkeit ist im November zum fünften Mal in Folge gesunken. Die Zahl der Optimisten wächst.

Berlin - Die befürchtete starke Zunahme der Arbeitslosigkeit ist auch im November ausgeblieben. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) registrierte erneut weniger Jobsuchende als im Vormonat: 3,215 Millionen Menschen waren erwerbslos, das sind 13 000 weniger als noch im Oktober. Rechnet man jahreszeitliche Einflüsse heraus, bleibt ein Rückgang von 7000 Arbeitslosen. Dies war der fünfte Rückgang in Folge. Während Politik und Arbeitgeber mit Blick auf die kommenden Monate noch keine Entwarnung geben mochten, wächst unter Volkswirten die Zahl der Optimisten. „Was vor uns liegt, kann man keinesfalls als Jobkrise bezeichnen“, sagte etwa der Ökonom Rolf Schneider von der Allianz.

„Die Auswirkungen der Krise auf Arbeitslosigkeit und Beschäftigung sind weit weniger dramatisch, als zunächst von vielen befürchtet“, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise am Dienstag in Nürnberg, als er die neuen Zahlen vorlegte. Zwar sind 227 000 Menschen mehr arbeitslos als vor einem Jahr – angesichts der tiefsten Wirtschaftskrise in der Nachkriegsgeschichte hatten Fachleute aber mit einem weitaus stärkeren Beschäftigungsabbau gerechnet. Weise sagte nun, der Anstieg könne womöglich gedämpft werden.

Stabilisiert wird der Arbeitsmarkt durch die hohe Zahl von Kurzarbeitern. Im September arbeiteten laut BA 1,056 Millionen Menschen kürzer als üblich. Dies entspreche 336 000 Vollzeitkräften. Das Instrument nutzt vor allem der Industrie. Sie wurde vom weltweiten Konjunktureinbruch so stark getroffen wie in kaum einem anderen Land. Dennoch ging die Beschäftigung in weitaus geringerem Maße zurück als die Produktion – in früheren Abschwüngen war es umgekehrt.

Als weitere Gründe für die vergleichsweise gute Entwicklung nannte die BA, dass die Unternehmen flexible Arbeitszeitmodelle nutzten, ihre Beschäftigten Überstunden abfeiern ließen und in Kauf nähmen, dass einige Zeitkonten ins Minus rutschten. „Viele Unternehmen horten Fachkräfte für die Zeit nach der Krise“, erläuterte BA-Vorstand Raimund Becker. Zugleich hat die Krise den Strukturwandel in der deutschen Wirtschaft offenbar beschleunigt: Seit Ausbruch der Krise vor einem Jahr strich die Industrie rund 350 000 Stellen – dem stehen bis zu 230 000 neue Arbeitsplätze in der Dienstleistungsbranchen gegenüber.

Auch in der Hauptstadtregion blieb die Lage stabil. Die BA-Statistik weist für Berlin 226 000 Jobsuchende aus, das waren 2700 weniger als vor einem Monat. In Brandenburg waren 146 600 Menschen arbeitslos, 100 mehr als noch im Oktober.

Angesichts der stabilen Lage keimt die Hoffnung, dass die Beschäftigung auch im kommenden Jahr nicht dramatisch zurückgehen wird. Bislang hatten viele Wirtschaftsfachleute erwartet, dass die Unternehmen im Winter und vor allem im kommenden Jahr im großen Stil Personal abbauen, weil die Kurzarbeit nur einen befristeten Rückgang der Nachfrage ausgleichen kann. Entsprechend fallen die Prognosen aus: Die Bundesregierung rechnet für 2010 mit durchschnittlich 4,1 Millionen Arbeitslosen, der Wirtschafts-Sachverständigenrat erwartet knapp vier Millionen. Allerdings haben sich Stimmung und Zuversicht in der Wirtschaft in den vergangenen Monaten deutlich aufgehellt.

„Es wird zwar zwischen Dezember und März einige Zehntausend Arbeitslose mehr geben“, sagte Allianz-Experte Schneider. Prognosen von vier Millionen und mehr seien aber „zu düster“. Maximal 3,7 Millionen hält er für realistisch. „Die Unternehmen sind mit deutlich besserer Kapitalausstattung in die Krise gegangen, zudem waren einige Bereiche der Wirtschaft vom Abschwung gar nicht betroffen.“ Andere Fachleute wie Christian Dreger, Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, teilen diese Sicht nur bedingt. „Die Vier-Millionen-Marke für 2010 ist noch immer realistisch, weil vor allem die Länder von der Krise betroffen sind, die immer gute Kunden der deutschen Exportfirmen waren.“

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