zum Hauptinhalt

Arbeitsmarkt: Ifo spricht von Wunder, DGB von Nagelprobe

Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer sieht angesichts der weiter kritischen Lage auf dem Arbeitsmarkt das kommende Jahr als Bewährungsprobe für den Sozialstaat. Ifo-Chef Hans Werner Sinn spricht hingegen von einem Job-Wunder angesichts der Wirtschaftskrise.

2010 werde „die Nagelprobe, ob dieser Sozialstaat trägt“, sagte DGB-Chef Michael Sommer der „Mittelbayerischen Zeitung“. Mit Hilfe von Arbeitsverkürzungen konnte 2009 die Krise etwas abgefedert werden, für kommendes Jahr wird aber mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit gerechnet. In diesem Jahr wurden rein rechnerisch durch Arbeitszeitverkürzungen rund 1,2 Millionen Jobs gesichert, sagte Eugen Spitznagel vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der „Frankfurter Rundschau“. Der Chef des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, sprach angesichts der überraschend positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt von einem „Jobwunder“.

Insgesamt ging die Arbeitszeit der Beschäftigten in Deutschland 2009 um rund 50 Stunden pro Kopf oder drei Prozent zurück, sagte IAB- Experte Spitznagel. Etwa ein Drittel der Arbeitszeitverkürzungen entfalle auf die Kurzarbeit, ein weiteres Drittel auf Instrumente wie die tarifliche Verkürzung der Wochenarbeitszeit, das Vorziehen von Urlaubsansprüchen und mehr Teilzeit zurückzuführen, erläuterte Spitznagel, der Leiter der IAB-Forschungsgruppe Arbeitszeit und Arbeitsmarkt ist. Das letzte Drittel entfalle auf den Abbau von Überstunden und das Leeren von Arbeitszeitkonten. Das IAB ist das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Sommer, lobte zum Weihnachtsfest die Leistungen der Politik im Krisenjahr 2009. „Die Politik hat vernünftig reagiert. Sie hat erkannt, dass wir eine sozial kontrollierte und regulierte Marktwirtschaft brauchen.“ Sommer forderte von der Politik aber zusätzliche Anstrengungen, weil die Krise 2010 auf den Arbeitsmarkt durchschlagen werde. „Wir müssen Brücken über einen Krisenstrom bauen, dessen Breite wir nicht kennen.“ Er halte es daher für dringend erforderlich, nach den Konjunkturprogrammen weitere Zukunftsinvestitionen anzuschieben.

Der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Sinn, rechnet nicht mit einem drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr. „Auf dem deutschen Arbeitsmarkt passiert ein kleines Wunder. Während in den meisten anderen Ländern Katastrophenstimmung herrscht, trotzt unser Arbeitsmarkt der Krise“, sagte Sinn der „Bild“-Zeitung (Donnerstag). Statt der 4,5 bis 5 Millionen Arbeitslosen, die vielfach noch im Frühjahr für 2010 erwartet wurden, prognostiziert der Ökonom nun noch 3,6 Millionen Menschen ohne Job. „Damit hätten wir in der seit dem Krieg bei weitem schlimmsten Krise der Weltwirtschaft 1,3 Millionen Arbeitslose weniger als noch 2005, dem Höhepunkt der letzten Flaute“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false