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Wirtschaft: Arbeitsmarkt: Jede Menge Fachkräfte gesucht (Kommentar)

Der Fortschritt ist eine Schnecke und die Dynamik auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist nicht gerade Schwindel erregend. Im Gegenteil: Wenn es in dem Tempo weitergeht, dann wird der Nachfolger von Bernhard Jagoda die große Neuigkeit erst im Jahr 2010 präsentieren können: Erstmals seit Jahrzehnten weniger als zwei Millionen Erwerbslose.

Der Fortschritt ist eine Schnecke und die Dynamik auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist nicht gerade Schwindel erregend. Im Gegenteil: Wenn es in dem Tempo weitergeht, dann wird der Nachfolger von Bernhard Jagoda die große Neuigkeit erst im Jahr 2010 präsentieren können: Erstmals seit Jahrzehnten weniger als zwei Millionen Erwerbslose. Im Jahr 2000 sinkt die Zahl um gut 200 000 auf etwa 3,8 Millionen - das ist nicht schlecht und erklärt sich doch zum großen Teil mit der Demographie: Mehr Alte scheiden aus, als Junge nachrücken. Dieser Trend entlastet auch künftig die Statistik und ermöglicht so manchem Politiker, die besseren Zahlen mit dem eigenen Tun in Zusammenhang zu bringen. Doch wahr ist: Trotz der 3,8 Millionen Arbeitslosen sind gegenwärtig bei den Arbeitsämtern mehr als 500 000 freie Stellen gemeldet, die Vereinigung der Arbeitgeberverbände geht sogar davon aus, dass zuzüglich der nicht gemeldeten Arbeitsplätze bis zu zwei Millionen Arbeitskräfte in Deutschland gesucht werden. Und das gewiss nicht nur in der Informationsbranche, wo die Green Card ein paar kleine Löcher stopfen soll.

Die Verbindung von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt funktioniert nicht richtig. Zu den vielen Ursachen zählt die Aus- und Weiterbildung. Denn gesucht werden Fachkräfte; und auf der anderen Seite sind die meisten Langzeitarbeitslosen Ungelernte oder schlecht Ausgebildete. Nun sind die Unternehmen selbst schuld, wenn ihnen heute die Leute fehlen, die sie vor drei Jahren hätten ausbilden sollen. Aber was wird eigentlich aus den 332 283 Arbeitnehmern, die derzeit auf Kosten der Arbeitsämter weitergebildet werden? Haben die Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt oder werden in dem Massengeschäft Weiterbildung die Milliarden der Beitragszahler am Bedarf vorbei investiert? Bernhard Jagoda sollte die Frage beantworten können.

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