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Wirtschaft: Arbeitsmarkt: Weniger neue Jobs in der New Economy

Die positiven Impulse der New Economy für den Arbeitsmarkt lassen nach. Zwar betonen die am Neuen Markt notierten Unternehmen in der Mehrzahl, die Kursverluste spiegelten nicht ihre wirtschaftliche Entwicklung wider, doch scheint die Zeit der Konsoliderung angebrochen.

Die positiven Impulse der New Economy für den Arbeitsmarkt lassen nach. Zwar betonen die am Neuen Markt notierten Unternehmen in der Mehrzahl, die Kursverluste spiegelten nicht ihre wirtschaftliche Entwicklung wider, doch scheint die Zeit der Konsoliderung angebrochen. Nach einem meist stürmischen Personalaufbau im vergangenen Jahr wird das Stellenwachstum nm laufenden Jahr nur verhalten sein. Immerhin, keines der befragten Unternehmen befürchtet einen Stellenabbau.

Optimierung heißt das Schlagwort der Branche, die einst mit Hoffnungen auf grenzenloses Wachstum das Internet eroberte. Das Berliner Software-Unternehmen Beta-Systems, das seit drei Jahren am neuen Markt notiert ist, schraubt einstige Expansionserwartungen herunter. "Wir gucken genau hin, bevor wir jemanden einstellen", sagt Sprecher Arne Baßler. Zurzeit arbeiten 320 Mitarbeiter bei Beta-Systems, im vergangenen Jahr waren es noch 360. Auch die Pixelpark AG tritt auf die Euphoriebremse. "Wir werden weiterhin wachsen", sagt Personalchefin Petra Sontheimer, "aber mit deutlich verringertem Tempo". Derzeit hat Pixelpark knapp 1000 Mitarbeiter, vor zweieinhalb Jahren waren es gerade mal 100. Masseneinstellungen erwartet Sontheimer für die Zukunft nicht mehr, eine Verdopplung der Stellen werde "nicht angestrebt".

Deutlich positiver verläuft die Entwicklung bei SER Systems in Neustadt/Wied. Der Anbieter von Dokumenten-Management-Systemen sieht sich von der Entwicklung bei den Internet-Unternehmen wenig betroffen. "Wir befinden uns weiter auf Wachstumskurs", so Personalleiter Michael Dombrowski. In diesem Jahr sollen 150 neue Stellen geschaffen werden. Zum Vergleich: 1997 wurden 150 Mitarbeiter beschäftigt, Ende des Jahres waren es 1300.

"Die Börse macht das eine, aber das hat mit unserem Wachstum nichts zu tun", heißt es bei Brokat in Stuttgart. 1999 beschäftigte der Hersteller von Banken-Software 600 Mitarbeiter, zum Ende des vergangenen Jahres waren es bereits 1400. Darin seien aber auch Akquisitionen enthalten. Im laufenden Jahr sollen immerhin noch rund 100 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Zurückhaltend äußert sich die Hamburger Ricardo.de. Im September 2000 waren dort 140 Mitarbeiter beschäftigt, Angaben zur weiteren Planung will Sprecherin Sabine Lafrenz nicht machen. Auch bei United Internet, zu deren Konsolidierungskreis fünf Unternehmen gehören, will sich Sprecher Marcus Schaps nicht auf Zahlen festlegen. In der Vergangenheit verlief das Wachstum stürmisch. Waren in der Gruppe im September 1999 noch 1250 Mitarbeiter beschäftigt, stieg ihre Zahl bis Jahresende auf 2900. Schaps sieht keinen Zusammenhang zwischen den Kurseinbrüchen und der Realität in den Unternehmen. Vorsichtiger äußert sich Karin Schnieders, Sprecherin der Nemetscheck-Tochter May Bau.com. Manches junge Unternehmen müsse nun seine Business-Pläne abspecken, weil die Investoren weniger Geld gäben, vermutet sie. "Wir müssen unser Budget strecken", bestätigt Felix Bosse, Chef der Merconic GmbH. Die Berliner E-Commerce-Firma (allmaxx.de) will in diesem Jahr von derzeit 29 auf 40 Mitarbeiter im Dezember wachsen. Ursprüngliche Pläne, bis zu 70 Menschen anzustellen, wurden zurückgenommen.

Doch nicht allein die Firmen werden vorsichtiger, sondern auch die Mitarbeiter. Manche sehen sich nach Jobs in der Old Economy um. Beim kleinen Berliner Internet-Portal Idealo.com sind drei von 15 Mitarbeitern etwa zu PR-Agenturen abgewandert. "Natürlich leben wir vom Durchfluss der Arbeitskräfte", sagt Sprecher Martin Sinner, "aber der Input wird geringer". Die Nachfrage nach Jobs bei Internet-Startups nimmt ab, bei Idealo gingen in den letzten Monaten weniger Bewerbungen ein als sonst. Es scheint, als müsse die New Economy nicht nur um ihren Ruf kämpfen, sondern auch um ihre Position auf dem Arbeitsmarkt.

ide, fmk

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