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Ein Mann sitzt spätabends noch in einem Büro.

© dpa

Arbeitszeiten: Zu später Stunde im Büro - schon fast normal

Geregelte Arbeitszeiten von neun bis fünf: Das war einmal. Immer mehr Menschen arbeiten in Deutschland abends und am Wochenende.

Länger im Büro bleiben. Überstunden machen. Spät nach Hause kommen. Jeder Achte arbeitet in Deutschland mehr als 48 Stunden in der Woche. Das gilt besonders für Selbstständige, von denen mehr als die Hälfte zusätzliche Zeit am Schreibtisch verbringt.

Bei den Angestellten sind es sieben Prozent – und meistens Führungskräfte – die mehr als 40 Stunden arbeiten. Weil es weniger Frauen in Führungspositionen gebe, ist der Männeranteil höher. Zu den Ergebnissen kommt der Bericht „Qualität der Arbeit“, den das Statistische Bundesamt am Dienstag vorgestellt hat. „Dabei können zu lange Arbeitszeiten belastend sein, weil nicht genügend Zeit für das Privatleben zur Verfügung steht“, sagten die Statistiker.

48 Stunden zu arbeiten gilt nach internationaler Konvention als überdurchschnittlich. 2012 lag der Gesamtanteil mit 13,1 Prozent noch etwas höher als im letzten Jahr.

Weniger Raum für Sport und Kultur

Geregelte Arbeitszeiten von neun bis fünf Uhr, auch die Zeiten sind vorbei: Inzwischen arbeite etwas mehr als ein Viertel der Erwerbstätigen zwischen 18 und 23 Uhr. Und zwar regelmäßig. 1992 betrug der Anteil 15 Prozent. Das bedeutet weniger Raum für Sport und Kultur. Weniger Möglichkeiten, abends mit der Familie zu essen.

Es ist auch kein Trend für Unternehmer. Unter Arbeitnehmern ist fast jeder Vierte ein „Spätarbeiter“. Die Nachtarbeit, von 23 Uhr bis 6 Uhr morgens, stieg im gleichen Zeitraum von 7,2 auf 8,6 Prozent. Ebenso hat die Arbeit am Wochenende zugenommen. Der Anteil derjenigen, die samstags arbeiten, nahm von 20 auf 26 Prozent zu, der Anteil der Sonntagsarbeiter von zehn auf 14 Prozent. Dazu könnten unter anderem die längeren Ladenöffnungszeiten beigetragen haben.

Deutsche arbeiten weniger als Türken

Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit ist über die Jahre von 38,2 auf 35,3 Stunden gesunken. Das liege jedoch daran, dass 28 Prozent der Deutschen nur teilzeitbeschäftigt sind. Eine Verdopplung seit 1992. Im europäischen Vergleich liegt die deutsche Arbeitszeit unter dem Durchschnitt von 37,2 Stunden. Besonders viel arbeiten Türken mit 47,7 Stunden. Niederländer verbringen im Schnitt 30,1 Stunden im Büro.

Im digitalen Zeitalter wünschen sich Arbeitgeber immer mehr Flexibilität. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sprach sich am Dienstag allerdings für faire Lösungen aus. „Es geht um Arbeit, die sicher ist, die Sinn stiftet, nicht krank macht und den Beschäftigten die Chance gibt, auf der Höhe der Zeit zu sein“, sagte sie beim „Digitalisierungskongress“ des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Berlin.

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