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Arcandor/Karstadt: Eine letzte Abrechnung und wenig Hoffnung

Seit Monaten arbeitet die 20-köpfige Insolvenzverwaltung auf den Auftritt hin. Am Wochenende konnte sie gerade noch rechtzeitig die Einigung mit den 28.000 Karstadt-Beschäftigten verkünden. Jetzt tagen die Gläubiger von Karstadt und Quelle.

Die Adresse liegt in der direkten Nachbarschaft. Nur wenige hundert Meter trennen die Karstadt-Zentrale in Essen-Bredeney von der Grugahalle in Rüttenscheid. Und doch wird es kein leichter Gang für Klaus-Hubert Görg, Insolvenzverwalter des untergegangenen Handelskonzerns Arcandor. Vom heutigen Montag bis Mittwoch muss er sich in der Grugahalle den Gläubigern von Arcandor, Karstadt und Quelle stellen. Für Mitarbeiter und Aktionäre bietet sich wohl die letzte Gelegenheit für eine öffentliche Abrechnung. Die meisten Vorwürfe werden sich gegen das ehemalige Management um Thomas Middelhoff richten, doch spätestens seit dem Aus für Quelle zieht auch Görg Kritik auf sich.

Wie viele der mehr als 50 000 Gläubiger, die beim Amtsgericht Essen Ansprüche gestellt hatten, tatsächlich kommen werden, ist offen. Nach Tagesspiegel-Informationen haben viele der im Raum Nürnberg beschäftigten Quelle-Mitarbeiter ihre Stimmrechte dem Betriebsrat übertragen. „Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass jeweils mehrere tausend Gläubiger erscheinen“, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts. Die Grugahalle mit 7700 Plätzen entspricht dieser Dimension. Wenige Tage später singt Udo Jürgens an gleicher Stelle.

Zu den Gläubigern zählen Lieferanten, Vermieter, Kreditgeber und Mitarbeiter, wenn ihnen durch die Insolvenz Löhne entgangen sind. Arcandor-Aktionäre hat das Gericht als nachrangige Gläubiger zugelassen, aber sie dürften leer ausgehen.

Seit Monaten arbeitet die 20-köpfige Insolvenzverwaltung auf den Auftritt hin. Am Wochenende konnte sie gerade noch rechtzeitig die Einigung mit den 28 000 Karstadt-Beschäftigten verkünden, die durch Lohnverzicht über drei Jahre 150 Millionen Euro zur Sanierung beitragen. Der Umbau kommt damit besser voran als erwartet. Görg kann den Gläubigern im operativen Geschäft schwarze Zahlen präsentieren. Vor allem der Oktober sei „sehr gut gelaufen“, sagte Görgs Sprecher. In der Branche heißt es, Karstadt habe mit seinen Lieferanten bereits Verträge fürs Sommergeschäft 2010 abgeschlossen.

Den Quelle-Gläubigern werden dagegen wohl nur wenige Fragen beantwortet. „Man kann derzeit nur sehr grob sagen, wie viel Geld die Gläubiger bekommen werden“, sagt Görgs Sprecher. Man wisse nicht, wie viel zu verteilen sei. Das hängt vor allem daran, wieviel Geld der Verkauf der 126 Karstadt-Filialen bringt. Sonst bleibt nicht mehr viel, was noch Geld bringen könnte. Die Marke Quelle und das Russland-Geschäft gingen für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag an den Otto-Konzern. Der Quelle-Kundendienst, der TV-Sender HSE24 und die Callcenter in Berlin, Magdeburg und Cottbus sind noch zu haben. Von lukrativen Spezialversendern wie Baby Walz und Hess Natur haben die Gläubiger genauso wenig wie von dem bereits verkauften Aktienpaket am britischen Reisekonzern Thomas Cook. Die Perlen des Konzerns hatte Ex-Chef Middelhoff schon vor Jahren verpfändet.

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