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Wirtschaft: Argentinien: Der IWF zieht die Notbremse

Die Geduld des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit der argentinischen Regierung scheint endgültig am Ende zu sein. Die Mischung aus Steuerpolitik, Schulden und Wechselkurs sei eindeutig nicht tragbar, sagte IWF-Chefökonom Kenneth Rogoff in Washington.

Die Geduld des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit der argentinischen Regierung scheint endgültig am Ende zu sein. Die Mischung aus Steuerpolitik, Schulden und Wechselkurs sei eindeutig nicht tragbar, sagte IWF-Chefökonom Kenneth Rogoff in Washington. Seit Monatsbeginn hält der IWF daher eine zugesagte Kreditrate über 1,3 Milliarden US-Dollar zurück.

Der IWF kümmert sich um die Stabilität des internationalen Finanzsystems. Der Fonds vergibt Kredite an Länder, die in akute Zahlungsschwierigkeiten geraten. Diese Kredite sind in aller Regel mit strengen Auflagen für die Wirtschafts- und Finanzpolitik verbunden. Finanziert wird der IWF von der internationalen Staatengemeinschaft. Globalisierungskritiker werfen ihm vor, nur im Interesse der westlichen Industrienationen zu handeln.

Die Wirtschaftskrise in Argentinien dauert schon seit vier Jahren. Das Land kämpft gegen einen Schuldenberg von 132 Milliarden Dollar und eine Arbeitslosenquote von 18,3 Prozent. Um die Zahlungsfähigkeit nicht zu verlieren, hat sich die Regierung immer wieder um IWF-Hilfen bemüht. Doch der IWF spricht sich gegen weitere Kredite für Argentinien aus. Stattdessen solle ein strafferer Sparkurs gefahren werden. "Das Geld wäre verloren gewesen. Der IWF hätte mit weiteren Mitteln nur die Kapitalflucht finanziert", glaubt auch Rainer Schäfer, Emerging-Markets-Experte der Dresdner Bank. "Der Staat hat über seine Verhältnisse gelebt und die Wirtschaftsprobleme nicht in den Griff bekommen." Fehler im Krisenmanagement des IWF sehen Experten nicht. "Ich kann keine krasse Fehleinschätzung erkennen", sagt Schäfer.

Nach dem Rücktritt von Wirtschaftsminister Domingo Cavallo werden nach Aussage von der IWF-Ökonomin Anne Krueger künftige finanzielle Hilfen von der weiteren Wirtschaftspolitik des Landes und dem dahinter stehenden Team abhängen. Beim IWF zeigt man sich angesichts der Unruhen ratlos: "Bei den Schulden bleibt dem Land nur die Möglichkeit zu sparen. Doch die Bevölkerung scheint sich ja gegen die Einbußen zu wehren", heißt es in IWF-Kreisen. Um der Pleite zu entgehen, könne das Land seine Schulden im Verhältnis eins zu eins von US-Dollar auf Peso umschreiben. Wenn es dann die eigene Währung abwertet, könnte es aus der Krise kommen.

msh, coh, HB

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