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Arzneimittel: AOK und Verbraucherschützer für Versandapotheken

Im Streit um mehr Wettbewerb bei Apotheken haben sich die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) und Verbraucherschützer hinter Versandhändler wie DocMorris gestellt. Durch deren Markteintritt seien keine Qualitätseinbußen zu befürchten.

Bonn/Karlsruhe - Er habe keinerlei Bedenken, wenn einem fremden Händler erstmals der Betrieb einer deutschen Apotheke erlaubt werde, sagte der Abteilungsleiter für Arzei- und Heilmittel beim AOK Bundesverband, Norbert Schleert. Qualitätseinbußen für die Patienten seien dadurch nicht zu befürchten. Auch Verbraucherschützer sehen mehr Vor- als Nachteile für die Kunden von Versandapotheken in Deutschland.

Der Streit um Versandhändler ist an einem Modellfall um die niederländische Online-Apotheke DocMorris neu entbrannt. Der saarländische Gesundheitsminister Josef Hecken (CDU) hatte es DocMorris erlaubt, in Saarbrücken die erste Filiale im Bundesgebiet zu eröffnen. Er beruft sich dabei auf das europäische Gebot des freien Binnenmarkts. Seine Entscheidung widerspricht jedoch deutschem Recht, wonach allein ein zugelassener Apotheker eine Apotheke betreiben kann. Die Apothekerverbände haben gegen die Entscheidung Heckens geklagt. Sie forderten den Minister am Dienstag in Berlin erneut auf, die Erlaubnis für DocMorris zurückzuziehen. Am Mittwoch soll das Verwaltungsgericht Saarlouis eine Entscheidung fällen.

AOK-Abteilungsleiter Schleert verwies auf das Beispiel USA. Dort gebe es viele Apotheken, die großen Supermarktketten angeschlossen seien. "In Amerika gibt es keinen Qualitätsverlust." Den Widerstand der Apotheker gegen fremde Betreiber nannte er "Standesdünkel". Durch mehr Wettbewerb könnten die Kosten im Gesundheitssystem eindeutig sinken. Der saarländische Gesundheitsminister Hecken hält Einsparungen in Milliardenhöhe für möglich.

Keine gravierenden Qualitätsunterschiede

Auch die Gesundheitsexpertin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Julia Nill, sieht inzwischen bei Medikamentenhändlern im Internet keine gravierenden Qualitätsunterschiede mehr zu herkömmlichen Apotheken. Besonders sinnvoll sei die Bestellung jedoch nur für bestimmte Patienten: "Wenn man genau weiß, was man möchte, oder wenn man ständig bestimmte Medikamente braucht, kann man beim Versandhändler kaufen, weil man dann deutlich spart", sagte sie. (tso/AFP)

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