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Wirtschaft: Asienkrise beflügelt Siemens-Geschäfte

HONGKONG .Die Asienkrise wirkt auf die Siemens AG fast wie ein Aufputschmittel.

HONGKONG .Die Asienkrise wirkt auf die Siemens AG fast wie ein Aufputschmittel."Wir wollen unseren Umsatz in dieser Region mehr als verdoppeln", sagte Siemens-Bereichsvorstand Manfred von Raven am Donnerstag in Hongkong.Gerade durch verstärktes Engagement in der Region Asien-Pazifik hoffe er, den Weltmarktanteil des Siemens-Konzernbereiches Produktions- und Logistiksysteme "innerhalb von fünf Jahren von zwölf auf 19 Prozent zu steigern.Wir glauben nicht, daß die aktuelle Krise irgendetwas mit einer langfristigen Stagnation in der Asien-Pazifik-Region zu tun hat", sagte von Raven.Im Gegenteil: Siemens glaubt an die langfristige, überdurchschnittliche Entwicklung mit hohen Wachstumsraten.Der Bereich Produktions- und Logistiksysteme (PL) erwarte allein in diesem Geschäftsjahr (zum 1.September) neue Aufträge im Wert von insgesamt 1,6 Mrd.US-Dollar und ein Wachstum allein in Asien von rund 28 Prozent.Der Bereich PL war erst im Oktober letzten Jahres aus Teilen der Automatisierungstechnik und der ehemaligen AEG geschmiedet worden.Zu den Spezialgebieten gehört unter anderem die Flughafen-Technik und die Planung und Einrichtung von Postverteilzentren.

Mit der technischen Ausstattung des neuen Flughafens von Hongkong hat der junge Bereich sein Gesellen- und Meisterstück zugleich geliefert.Der von Stararchitekt Norman Foster auf einer Insel vor Hongkong errichtete Airport Chek Lap Kok soll am 6.Juli im Beisein von US-Präsident Bill Clinton eingeweiht werden.Die Kapazität soll von zunächst 35 Millionen Passagieren schrittweise auf bis zu 80 Millionen ausgedehnt werden.Siemens zeichnet dabei unter anderem für das Gepäck-Handling-System, das Postverteilzentrum und die Telekommunikation verantwortlich und setzt dabei nach eigenen Angaben "neue Maßstäbe".

Allein das Gepäck-Fördersystem des Flughafens ist nach den Worten von Ravens "das größte und ausgefeilteste der Welt".228 von Siemens ausgestattete Check-In-Schalter sollen die Wartezeit für die Passagiere minimieren.Das Siemens-System könne 13 700 Gepäckstücke pro Stunde aufnehmen.Dreitausend Motoren schickten die Koffer und Taschen über Förderbänder mit einer Gesamtlänge von 18 Kilomtern schnellstmöglich an die wartenden Flugzeuge.Obwohl jeder einzelne Koffer durch ein kompliziertes Sicherheitssystem auf Sprengstoff oder Waffen "geröntgt" wird, soll jedes Stück nach maximal zwölf Minuten an seinem Zielort sein.Auch das von Siemens eingerichtete Postzentrum des Flughafens gehöre zu den modernsten der Welt.Das komplette System sei in der Lage 36 000 Briefe pro Stunde - zehn Briefe pro Sekunde - aufzunehmen und zu sortieren.

Mit dieser Art von Spitzentechnologie will sich der neue - in Nürnberg, München und Konstanz angesiedelte - Siemens-Bereich auf dem schnell wachsenden Weltmarkt für Flughafentechnik als einer der wenigen Systemanbieter etablieren.In den nächsten fünfzehn Jahren werden nach Schätzungen von Siemens weltweit rund 350 Mrd.US-Dollar in den Neu- und Ausbau von Flughäfen investiert werden."Gut 40 Prozent davon allein in der Asien-Pazifik-Region", glaubt Bereichsvorstand Raven.So werde allein in China über den Neubau von 40 Flughäfen diskutiert.Auch an der technischen Ausstattung des Flughafens Berlin-Brandenburg International hat man Interesse.Allerdings nur als Auftragnehmer."Siemens hat nicht die Absicht, einem Betreiber-Konsortium beizutreten", betonte von Raven.DANIEL WETZEL

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