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Wirtschaft: Asienkrise hat schon zehn Millionen Jobs gekostet

GENF (hbd).Düster sieht es auf vielen nationalen Arbeitsmärkten rund um den Erdball aus.

GENF (hbd).Düster sieht es auf vielen nationalen Arbeitsmärkten rund um den Erdball aus.Die Situation wird noch düsterer - wenn die Experten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) recht behalten.Derzeit, so Michel Hansenne, der Chef der Genfer Behörde bei der Vorstellung des Weltbeschäftigungsreportes, stünden weltweit mehr als eine Milliarde Menschen ohne Job da - ein Drittel aller Personen, die einer Arbeit nachgehen könnten.

Die Finanzkrise in Asien, Rußland und Lateinamerika werde noch vielen Millionen Menschen mehr den Job kosten.Hansenne warnte jedoch die Regierungen in Fernost, Südamerika und Osteuropa davor, wegen der aktuellen Eruptionen das Reformtempo zu drosseln.Laut ILO suchen weltweit 150 Millionen Personen vergeblich eine Beschäftigung, davon haben rund zehn Millionen ihren Job wegen der Vollbremsung asiatischer Volkswirtschaften verloren.

Die Genfer Behörde schätzt die globale Zahl der Arbeitslosen in der jungen Generation (15 bis 24 Jahre) auf 60 Millionen.Zwischen 700 und 900 Millionen Personen sind nicht voll beschäftigt, so daß in vielen Fällen das Erreichen des Existenzminimums gefährdet sei.Langzeitarbeitslose haben nach Angaben der ILO auch dann kaum Chancen ihre persönliche Lage zu ändern, wenn insgesamt die makroökonomischen Daten einer Volkswirtschaft sich verbessern.Die sozialen Folgen dieser Entwicklung könnten verheerende Dimensionen annehmen.ILO-Chef Hansenne empfahl, Arbeitgeber, Gewerkschaften und Regierungen sollten gemeinsam gegen die anschwellende Arbeitslosigkeit kämpfen.Besonders hob Hansenne die wachsende Bedeutung einer soliden und zukunftsträchtigen Ausbildung hervor.Damit könne sich der einzelne besser vor drohender Arbeitslosigkeit schützen, und die Volkswirtschaften insgesamt würden im Zeitalter der Globalisierung ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern.

In der Europäischen Union stehen 18 Millionen Menschen auf der Straße.Die Dunkelziffer dürfte jedoch wesentlich höher liegen, da "die Statistik diejenigen Beschäftigungslosen nicht erfaßt, die sich frustriert vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben".Einen kleinen Hoffnungsschimmer entdeckten die ILO-Tkonomen zur Jahresmitte, als die Arbeitslosenrate in der EU mit 10,2 Prozent leicht unter der des Vorjahres mit 10,7 Prozent lag.Für Deutschland und Frankreich prognostiziert die ILO eine leichte Verbesserung der Arbeitsmarktsituation.Den stärksten Abbau der Arbeitslosigkeit beobachtete die ILO in Irland, wo die Rate innerhalb einer Dekade um 6,7 Prozentpunkte auf 10,2 Prozent sank.

Obwohl die Zahl der Erwerbslosen in Japan noch relativ gering ausfällt (1997: 3,4 Prozent), muß Tokio, so schreiben die ILO-Experten, mit einem Anwachsen des Heeres der Jobsucher rechnen.In der Krisenregion Asien hat sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt im vergangenen Jahr verschlechtert.Den schärfsten Einbruch prognostiziert die ILO für Indonesien, wo für 1998 mit zwölf Prozent Arbeitslosigkeit gerechnet wird.1996 betrug die Rate noch vier Prozent.Die Reallöhne auf dem Archipel würden in diesem Jahr um mehr als 15 Prozent zurückgehen.In Thailand würden in diesem Jahr zwei Millionen Menschen ohne Arbeit dastehen (verglichen mit 400 000 vor zwei Jahren), und in Südkorea hätte sich die Arbeitslosenrate innerhalb eines Vierteljahres (November 1997 bis Februar 1998) verdoppelt.In China sind laut ILO fünf bis sechs Prozent des Erwerbspersonenpotentials ohne Anstellung.Das ökonomische Chaos in Rußland hat zu einem Verfall des Reallohnes auf einen Wert von 60 Prozent verglichen mit 1989 geführt.Die letzte verfügbare russische Arbeitslosenstatistik stammt weist eine Rate von 9,3 Prozent aus.Die ILO schreibt, diese Zahl sei im Verlauf der Krise sprunghaft angestiegen.

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