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Wirtschaft: Asienkrise hinterläßt kaum Spuren bei der Pharmaindustrie

FRANKFURT (MAIN) (ub/HB).Die deutschen Chemie- und Pharmakonzerne haben eine gute Halbzeitbilanz vorgelegt.

FRANKFURT (MAIN) (ub/HB).Die deutschen Chemie- und Pharmakonzerne haben eine gute Halbzeitbilanz vorgelegt.Zwar hat sich das Geschäft im zweiten Quartal zumeist abgeschwächt, das entsprechende Vorjahresquartal war allerdings für die Branche außerordentlich gut.Für das Gesamtjahr zeichnen sich neue Rekordergebnisse ab.Eine Ausnahme bildet der im Umbau befindliche Hoechst-Konzern: Er berichtet von einer verhaltenen Entwicklung.

Der durch die Asienkrise ausgelöste verstärkte Preisdruck im Industriegeschäft, der scharfe Wettbewerb durch Generikaanbieter im Pharmageschäft sowie hohe Kosten für die Umstrukturierung der Pharmatochter Hoechst Marion Roussel (HMR) belasten die Gewinnentwicklung.Andererseits profitiert der Konzern von Buchgewinnen durch den Verkauf von Industrieaktivitäten.Die Analysten zeigten sich über die Gewinnentwicklung zwar enttäuscht, der vage Hinweis von Hoechst-Chef Jürgen Dormann, eine Partnerschaft der Pharmatochter sei nicht ausgeschlossen, löste jedoch sofort wieder Euphorie bei den Investoren aus.Die vorgelegten Zahlen und die verhaltene Prognose für das Gesamtjahr rechtfertigen jedenfalls die kräftigen Kursgewinne nicht.

Umgekehrt ist schwer zu verstehen, warum der Kurs der Bayer-Aktie nach dem gestrigen Zwischenbericht eingebrochen ist.Der Konzern hat ein gutes Ergebnis vorgelegt, die hochfliegenden Erwartungen der Profis aber nicht erfüllt.Immer höher, immer weiter, heißt deren Devise.Nach mehreren Rekordjahren hintereinander liegt die Meßlatte für weitere Zuwächse sehr hoch, können zweistellige Steigerungsraten nicht ad infinitum fortgeschrieben werden.Immerhin haben die Unternehmen bislang ihre prognostizierten Ziele erreicht.Hoechst hingegen bleibt bis auf weiteres ein Hoffnungswert.Jürgen Dormann versteht es aber meisterhaft, die Phantasie der Anleger stets aufs neue zu entzünden.

Ob solcher Börsenreaktionen können andere Konzernlenker, die mit guten Argumenten einen derart radikalen Wandel wie er bei Hoechst im Gange ist, für ihr Unternehmen ablehnen, schon neidisch werden.Ungeachtet deutlich besserer Zahlen wird ihre Strategie von Analysten als "zu langweilig" abgetan, wie Bayer-Chef Manfred Schneider erst kürzlich wieder beklagte.

Die großen Chemie- und Pharmakonzerne fühlen sich für die nächsten Jahre gut gerüstet.Die unter dem Druck der Globalisierung vorgenommenen Strukturanpassungen und das Eingehen von Allianzen haben die Unternehmen so fit gemacht, daß sie vorübergehende Rückschläge verkraften können.Das betrifft auch die Krise in Japan und in anderen asiatischen Ländern, deren Ausmaß teilweise unterschätzt wurde.Die Preise für Standardprodukte sind dadurch weltweit stark unter Druck geraten.Dennoch sehen sich die Konzerne vorläufig nicht gezwungen, ihre Ertragsziele für 1998 zu korrigieren.Die Einbußen in Asien werden überkompensiert durch die gute Entwicklung in Europa und Amerika.Die Auswirkungen der Asienkrise auf das Chemiegeschäft sollten nicht überbewertet werden, mahnt denn auch Bayer-Chef Schneider im Blick auf den noch geringen Anteil, den diese Region am Gesamtgeschäft der Konzerne hat.Er rät zur Gelassenheit.

Bei Hoechst liegen die Dinge etwas anders.Als umsatzstärkster ausländischer Anbieter ist die Pharmatochter massiv mit den Problemen auf dem schrumpfenden japanischen Pharmamarkt konfrontiert.Hinzu kommt, daß sie ein Medikament vom Markt nehmen mußte.Stark gebeutelt von der Krise ist zudem die Chemikalientochter Celanese.Diese Probleme könnten sich auf das DVFA-Ergebnis auswirken, befürchtet der Vorstand.

Das ganze Ausmaß der Asienkrise werde vermutlich erst in der zweiten Jahreshälfte sichtbar werden, meint BASF-Chef Jürgen Strube.Die BASF rechnet in Asien mit einem Umsatzrückgang von 500 Mill.DM und einer Schmälerung des Betriebsergebnisses von 60 Mill.DM.

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