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Wirtschaft: AT & T wird größter Kabelnetz-Betreiber der USA

SAN FRANCISCO (zep).Kurz vor dem mit Spannung erwarteten Ende des Bietergefechts um MediaOne, den viertgrößten amerikanischen Kabelanbieter, einigten sich die beiden Kontrahenten AT&T und Comcast überraschend darauf, die Beute zu teilen und den Markt zu bereinigen.

SAN FRANCISCO (zep).Kurz vor dem mit Spannung erwarteten Ende des Bietergefechts um MediaOne, den viertgrößten amerikanischen Kabelanbieter, einigten sich die beiden Kontrahenten AT&T und Comcast überraschend darauf, die Beute zu teilen und den Markt zu bereinigen.Der Fernsprechriese AT&T wird zwar mit seiner 58 Mrd.Dollar schweren Offerte obsiegen, doch kann das Kabelunternehmen Comcast durch ein vereinbartes Tauschgeschäft trotzdem 2 Millionen Kunden hinzugewinnen.Außerdem kassiert der Verlierer 1,5 Mrd.Dollar Konventionalstrafe für den nicht zustande gekommenen Zusammenschluß mit MediaOne.

Comcast wollte ursprünglich 53 Mrd.Dollar für den Kabelbetreiber aus Colorado zahlen.Doch als die Übernahme vor zwei Wochen bereits weitgehend perfekt gewesen war, konterte AT&T mit einem um fünf Mrd.Dollar höheren Gebot, das der MediaOne-Vorstand am vergangenen Sonntag akzeptierte.Comcast versuchte zunächst noch, den Internet-Anbieter America Online und Microsoft als Partner für ein neues Gegengebot zu gewinnen.Doch führten gleichzeitige Verhandlungen mit dem Konkurrenten AT&T schließlich zum Erfolg.Sprecher beider Unternehmen bezeichneten den Handel am Dienstang abend als vorteilhaft für beide Seiten.

Vorgesehen ist vor allem eine geographische Aufteilung des Marktes.AT&T bekommt von Comcast etwa den Markt in Chicago, während Comcast das Kabelgeschäft in Washington und Baltimore von AT&T übernimmt.Comcast wird seine Kundenbasis damit um netto zwei auf acht Millionen Abonnenten aufstocken können und muß dafür ein Aktienpaket im Wert von 9 Mrd.Dollar zahlen.Ebenfalls Bestandteil des Handels ist, daß AT&T den Comcast-Kunden später Fernsprechverbindungen über den Kabelanschluß anbieten darf.Ma Bell hat damit zwar zwei Millionen der von MediaOne verkabelte Haushalte aufgegeben, aber dafür sechs Millionen Comcast-Anschlüsse fürs Telefongeschäft gewonnen.AT&T wird damit künftig neben 70 Prozent aller Ferngespräche auch noch 60 Prozent aller Kabelanschlüsse in den Vereinigten Staaten kontrollieren.

Die Möglichkeit, daß Microsoft, der Internet-Anbieter AOL oder die zuletzt ebenfalls interessierte Telefongesellschaft MCI Worldcom noch auf eigene Faust ins Bietergefecht einsteigen, gilt als unwahrscheinlich.Microsoft, dessen Strategen in den vergangenen Tagen verschiedene Szenarien durchspielten, verhandelt nach neuen Berichten derzeit sogar über eine Beteiligung an AT&T.Der Softwareriese plant ein Investment von fünf Mrd.Dollar, um knapp drei Prozent der größten amerikanischen Telefongesellschaft zu kaufen.

Hintergrund dieses Geschäfts: Microsoft versucht seit Jahren vergeblich, seine Software zum Standard für das Kabelfernsehen per Setup-Box zu machen.Was dem Microsoft-Chef Bill Gates im Wettbewerb bisher nicht gelang, könnte er sich auf diese Weise kaufen.

Der 1876 gegründete AT&T-Konzern war 1984 von der US-Regierung zerschlagen worden.Der Ex-Monopolist blieb der größte Anbieter von Ferngesprächen in den USA, mußte Hausanschlüsse und Ortsgespräche aber an regionale Telefongesellschaften abgeben.Nach 1996 hob der US-Kongreß die Trennung zwischen Nah- und Fernverbindungen wieder auf.Über die TV-Kabelnetze verfügt AT&T wieder über direkte Hausanschlüsse.Erst im März hatte der Konzern die Kabelfernsehgesellschaft Tele-Communications für knapp 54 Mrd.Dollar gekauft.

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